STUTTGART (dpa/lsw) — Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann hat nach umstrit­te­nen Äußerun­gen zur zweiten Fremd­spra­che an Schulen klarge­stellt, dass er den Franzö­sisch-Unter­richt nicht abschaf­fen will. Wenn er bei einer Podiums­dis­kus­si­on hocke, dann gebe er dort keine Regie­rungs­er­klä­run­gen ab, sagte der Grünen-Politi­ker am Diens­tag in Stutt­gart. Sondern er hocke da, um eine «munte­re» Debat­te zu führen, um Anstö­ße zu geben — «und auch mal einen Stein ins Wasser zu werfen». Seine Inten­ti­on sei es bei der Veran­stal­tung am Montag gewesen, die Frage zu erörtern, wie man Sprach­bar­rie­ren bei Partner­schafts­tref­fen überwin­den könne.

Kretsch­mann hatte am Montag bei einem Festakt zur deutsch-franzö­si­schen Freund­schaft in Ludwigs­burg betont, dass aus seiner Sicht die künst­li­che Intel­li­genz — etwa in Form von Überset­zungs-Apps — das Erler­nen einer zweiten Fremd­spra­che wie Franzö­sisch künftig erset­zen könne. Man dürfe nicht mehr glauben, dass jeder ein bisschen Franzö­sisch können müsse, hatte er gesagt.

Die Bildungs­ver­bän­de hatten ihn für seine Äußerun­gen scharf kriti­siert. Der Philo­lo­gen­ver­band sprach am Diens­tag von «bildungs­feind­li­chen Gedan­ken­spie­len» und einer «morali­schen Ohrfei­ge und Abqua­li­fi­zie­rung für alle Sprachenlehrkräfte».

Kein Mensch habe ihm bislang gesagt, dass er sich irre, vertei­dig­te sich Kretsch­mann mit Blick auf die künfti­gen techni­schen Möglich­kei­ten. Man sollte schon mal bereit sein, Dinge, die man bislang mache, in Frage zu stellen, wenn sich die Welt ändere.