Armin Laschet oder Markus Söder: Wen schickt die Union ins Rennen ums Kanzler­amt? Nun positio­nie­ren sich promi­nen­te Laschet-Unter­stüt­zer. Die Spannung wächst.

BERLIN (dpa) — In der entschei­den­den Phase des Macht­kampfs um die Unions-Kanzler­kan­di­da­tur haben sich mehre­re CDU-Spitzen­po­li­ti­ker klar hinter CDU-Chef Armin Laschet gestellt. Hessens Minis­ter­prä­si­dent Volker Bouffier sagte dem Hessi­schen Rundfunk: «Es ist doch völlig klar, dass die große CDU — das hat Markus (Söder) auch immer gesagt — das erste Zugriffs­recht hat. Und genau das haben wir gemacht.» Der schles­wig-holstei­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Daniel Günther forder­te Söder zum Rückzug auf. Der Regie­rungs­chef von Sachsen-Anhalt, Reiner Hasel­off (CDU), schloss sich dagegen Söders Argumen­ta­ti­on an, die K‑Frage anhand der Popula­ri­täts­wer­te zu entscheiden.

Bouffier sagte, CSU-Chef Söder habe am Sonntag selbst erklärt, die CDU müsse jetzt entschei­den, wie sie das für richtig hält. Das haben wir getan.» Die CDU habe ein Meinungs­bild herbei­ge­führt und bewusst keinen Beschluss gefasst, «weil wir auch nicht der CSU gegen­über treten wollten mit einem ferti­gen Ergeb­nis. Sondern wir haben unsere Meinung gesagt, so wie er es haben wollte. Und daraus muss man jetzt eine gemein­sa­me Entschei­dung machen.» Auf die Frage, ob er mit vollem Herzen hinter der Kandi­da­tur von Laschet stehe, sagte Bouffier: «Ja. Warum denn nicht?»

Der hessi­sche Regie­rungs­chef beton­te weiter: «Wir waren doch nicht umnach­tet, als wir einstim­mig das beschlos­sen haben. Und das muss man auch wirklich respek­tie­ren.» Es sei «ja nicht so, dass wir eine so wegwei­sen­de Entschei­dung so neben­bei mal machen. Wir haben uns schon etwas dabei gedacht, wie andere auch.» Es sei eine ernst­haf­te Entschei­dung gewesen. NRW-Minis­ter­prä­si­dent Laschet nutzte am Donners­tag einen Auftritt zur Corona-Politik im Landtag in Düssel­dorf, um sich in der Impfpo­li­tik von Söder abzugrenzen.

Günther sagte dem «Spiegel»: «Präsi­di­um und Bundes­vor­stand der CDU mit allen Landes­ver­bän­den und Verei­ni­gun­gen haben sich am vergan­ge­nen Montag eindeu­tig für Armin Laschet ausge­spro­chen.» Söder habe zuvor klarge­stellt, dass er in diesem Fall ohne Groll die Kandi­da­tur des CDU-Chefs unter­stüt­ze. «Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Wort eines CSU-Vorsit­zen­den und bayeri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten gilt. Langsam wird es aber Zeit, diese klare Zusage auch einzu­lö­sen.» Mit Blick auf Laschet beton­te Günter: «Es wird Zeit, dass wir mit ihm an der Spitze in den Wahlkampf starten.»

Der schles­wig-holstei­ni­sche CDU-Chef dräng­te zu einer schnel­len Klärung. «Darüber muss es bis zum Ende der Woche ein abschlie­ßen­des Gespräch zwischen den beiden Partei­vor­sit­zen­den geben», sagte Günther. «Die CDU respek­tiert selbst­ver­ständ­lich, dass für die CSU maßgeb­lich der gewähl­te Partei­vor­stand entschei­det.» Umgekehrt erwar­te er aber vom CSU-Chef, «dass er Beschlüs­se der von der Basis gewähl­ten CDU-Führung respek­tiert». Ein «ängst­li­cher Blick auf aktuel­le Umfra­ge­wer­te» sei für eine Entschei­dung von dieser Tragwei­te nicht ausrei­chend. «Armin Laschet genießt das volle Vertrau­en der CDU und viele Sympa­thien auch in der CSU», beton­te Günther.

Laschet und Söder hatten angekün­digt, noch in dieser Woche eine Entschei­dung über die Kanzler­kan­di­da­tur bekannt­zu­ge­ben. Infor­ma­tio­nen über einen genau­en Termin oder ein Format, in dem eine solche Entschei­dung getrof­fen werden soll, gab es zunächst nicht.

Hasel­off sprach sich im «Spiegel» dafür aus, den Kandi­da­ten entlang der Popula­ri­täts­wer­te zu bestim­men. «Leider geht es jetzt nur um die harte Macht­fra­ge: Mit wem haben wir die besten Chancen?» Er sagte weiter: «Es geht nicht um persön­li­che Sympa­thie, Vertrau­en oder Charak­ter­ei­gen­schaf­ten. Es hilft nichts, wenn jemand nach allge­mei­ner Überzeu­gung absolut kanzler­fä­hig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wähle­rin­nen und Wähler ihn nicht lassen.»

Während Söder in der Ausein­an­der­set­zung um die K‑Frage auf die aktuel­len für ihn sehr positi­ven Umfra­gen verweist, betont Laschet immer wieder, Umfra­gen könnten sich sehr schnell ändern. Das CDU-Präsi­di­um hatte sich am Montag für Laschet ausgesprochen.

NRW-Integra­ti­ons­staats­se­kre­tä­rin Serap Güler (CDU), zeigte sich «fassungs­los» über Hasel­offs Äußerun­gen. «Worum geht es denn dann, wenn nicht um Vertrau­en und persön­li­che Charak­ter­ei­gen­schaf­ten», sagte sie dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND). «Ich bin in die Politik wegen meiner Werte und meiner Haltung und nicht wegen Umfra­ge­wer­ten einge­tre­ten.» Es gehe um Glaub­wür­dig­keit und Gerad­li­nig­keit. Populis­mus verbin­de sie nicht mit einem christ­li­chen Menschen­bild. Hasel­off schmei­ße das mit seinen Äußerun­gen über Bord.

Der Vorsit­zen­de der Jungen Union, Tilman Kuban (CDU), forder­te Laschet und Söder auf, sich bis Samstag zu einigen. Beide müssten «endlich ihre Verant­wor­tung für die Union begrei­fen. Wenn die Selbst­zer­flei­schung so weiter­geht wie die letzten Tage, sorgen sie gemein­sam dafür, dass in Zukunft von CDU und CSU nicht mehr viel übrig ist», sagte er der «Bild»-Zeitung. Kuban ergänz­te: «Wenn sie uns zwingen, sind wir im Zweifel bereit, als gemein­sa­me Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on von CDU und CSU Verant­wor­tung zu überneh­men und uns zu positionieren.»

Laschet sprach sich in einer Sonder­sit­zung des NRW-Landtags gegen Allein­gän­ge anderer Bundes­län­der beim russi­schen Impfstoff Sputnik V aus. «Ich sage: nein. Denn wir haben klare Verfah­ren und klare Regeln», sagte er an die SPD-Opposi­ti­on gerich­tet. Gerade in dieser Phase sei es wichtig, nicht auf die schnel­le Schlag­zei­le zu gehen, sondern sich an die Verfah­ren zu halten. Söder hatte angekün­digt, dass sich der Freistaat noch vor einer mögli­chen EU-Zulas­sung des russi­schen Impfstoffs Millio­nen Dosen des Mittels sichere.

Unter­stüt­zung für Laschet kam auch von CDU-Vize Julia Klöck­ner. «Wir haben zwei erfolg­rei­che Minis­ter­prä­si­den­ten zur Auswahl. Beide können und beide wollen es», sagte sie der «Süddeut­schen Zeitung». Sie rufe beide dazu auf, sich schleu­nigst zu einigen. «Armin Laschet hat große Integra­ti­ons­kraft und die Fähig­keit zum Ausgleich, ich unter­stüt­ze unseren Bundesvorsitzenden.»

Der Hambur­ger CDU-Landes­chef Chris­toph Ploß sprach sich im «Spiegel» dafür aus, die K‑Frage notfalls in der Frakti­on zu entschei­den, falls sich Laschet und Söder bis zum Wochen­en­de nicht über die Kanzler­kan­di­da­tur einig­ten. Der Vorsit­zen­de der NRW-Landes­grup­pe im Bundes­tag, Günter Krings, warnt dagegen, den Abgeord­ne­ten die entschei­den­de Abstim­mung zu überlas­sen: Das Aufstel­len des Kandi­da­ten und die Formu­lie­rung des Wahlpro­gramms seien eindeu­tig Sache der Partei­en, nicht der Bundestagsfraktion.