ILSFELD/STUTTGART (dpa/lsw) — Die Allianz für Nieder­wild will die Arten­viel­falt auf landwirt­schaft­li­chen Flächen erhal­ten. Es gibt auch schon Erfol­ge — das Rebhuhn fühlt sich wieder wohler im Südwesten.

Rebhüh­ner und Fasane sind nach Aussa­gen des Landes­jagd­ver­ban­des immer noch stark in ihrem Bestand bedroht. So sei die Zahl der Rebhüh­ner landes­weit seit 1995 um mehr als 90 Prozent zurück­ge­gan­gen, sagte René Greiner, Leiter der Abtei­lung Wildtier­ma­nage­ment und Natur­schutz im Jagdver­band, anläss­lich des Landes­jä­ger­tags in Ilsfeld (Kreis Heilbronn). Dort kamen am Samstag 450 Jäger und Gäste zusam­men. Beim Feldha­sen gab es laut Greiner ähnli­che Proble­me, dem Bestand gehe es jetzt aber besser.

Der Landes­jagd­ver­band setzt sich seit 2016 unter anderem mit Natur­schüt­zern, Behör­den, Grund­be­sit­zern und Landwir­ten für diese Arten ein. Gegrün­det wurde dazu damals die «Allianz für Nieder­wild». «Aus verschie­de­nen lokalen Projek­ten und Initia­ti­ven, die diese Allianz seit Bestehen auf den Weg gebracht hat, haben sich wertvol­le Hinwei­se ergeben, wie Förder­gel­der der EU und des Landes geziel­ter einge­setzt werden können», sagte Greiner.

Er nannte als ein Beispiel für ein lokales Projekt die Filder­ebe­ne südlich von Stutt­gart. Dort seien Rückzugs­flä­chen für Rebhüh­ner und den Feldha­sen geschaf­fen worden, die verhin­dert hätten, dass die Bestän­de zurück­ge­hen. Die Landwir­te hätten mit dem Aussä­en mehrjäh­ri­ger Blüten­mi­schun­gen dem Agrar­öko­sys­tem geholfen.

«Dies bedeu­tet, es waren für die Rebhüh­ner ausrei­chend Insek­ten für die Fütte­rung der Jungtie­re vorhan­den und für die Feldha­sen Wildkräu­ter zum Essen und Verste­cken», sagte Greiner. Die Jäger­schaft auf der anderen Seite habe sich um die Beute­grei­fer wie Rotfuchs, Dachs und Stein­mar­der geküm­mert. Im Jagdjahr 2020/2021 seien landes­weit allein rund 50 000 Rotfüch­se erlegt worden.

«Nur wer nicht gefres­sen wird, kann schöner wohnen», sagte Landwirt und Jäger Werner Kuhn laut einer Mittei­lung des Verban­des bei einer Podiums­dis­kus­si­on auf dem Landes­jä­ger­tag. Doch auch Menschen tragen dazu bei, dass Rebhuhn-Gelege nicht die notwen­di­ge Ruhe haben: «Wir befin­den uns in einer Verhal­tens­kri­se der Mensch­heit. Das Freizeit­ver­hal­ten der Menschen wird zuneh­mend schlim­mer», sagte Jürgen Maurer, den Angaben nach Mitglied unter anderem beim Verband der Jagdge­nos­sen­schaf­ten und Eigen­jagd­be­sit­zer in Baden-Württemberg.

Landwirt­schafts­mi­nis­ter Peter Hauk (CDU) erklär­te: «Wir wollen die Jagd in Baden-Württem­berg in eine gute und siche­re Zukunft führen.» Sie müsse die aktuel­len Heraus­for­de­run­gen vom Klima­wan­del über den Waldum­bau bis zur Afrika­ni­schen Schwei­ne­pest bestehen.

Wichtig ist aus Hauks Sicht, gleich­zei­tig hochwer­ti­ge Lebens­räu­me für Wildtie­re zu schaf­fen und Füchse und Wasch­bä­ren effek­tiv zu bejagen. «Nur wenn beides inein­an­der greift, gibt es im Land wieder mehr Rebhüh­ner, Feldha­sen und Fasane.» Die «Allianz für Nieder­wild» sei hier ein guter Ansatz. «Dieses Erfolgs­mo­dell wollen wir auch in den nächs­ten Jahren fortfüh­ren und weiter ausbauen.»

Der Name Nieder­wild stammt aus dem Mittel­al­ter. Damals war das Jagen von Hochwild (Hirsche, Elche) dem Hochadel vorbe­hal­ten. Das Nieder­wild (Rebhüh­ner, Hasen, Fasane) durften hinge­gen nur der niede­re Adel und der Klerus jagen.