Statt mit Spaß im Schnee endet der Winter­aus­flug zuletzt für viele im Stau oder an einem überfüll­ten Parkplatz. Auch am Dreikö­nigs­tag rechnet die Polizei mit großem Andrang. Die Regie­rung appel­liert an die Vernunft — doch stren­ge­re Maßnah­men sind nicht ausgeschlossen.

Stoßstan­ge an Stoßstan­ge stehen die Autos dicht gedrängt auf der Schwarz­wald­hoch­stra­ße. Die Parkplät­ze sind bereits am Vormit­tag komplett gefüllt und viele stellen ihr Auto einfach am Straßen­rand ab. Solche Bilder wie am vergan­ge­nen Wochen­en­de und zu Weihnach­ten soll es aus Sicht der Landes­re­gie­rung am Dreikö­nigs­tag nicht erneut geben. Doch trotz der negati­ven Erfah­run­gen der vergan­ge­nen Tage setzen die Politi­ker zumin­dest vorerst weiter auf Appel­le. «Bei allen Regeln gilt: Ohne Eigen­ver­ant­wor­tung, Rücksicht und die Einsicht, dass es unsere gemein­sa­me Aufga­be und Pflicht als Gesell­schaft ist, Gesund­heit und Leben zu schüt­zen, wird es nicht funktio­nie­ren», erklär­te eine Spreche­rin von Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) am Dienstag.

Auch Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) appel­lier­te an die Vernunft: «Ich würde mir wünschen, dass die Menschen — trotz der Sehnsucht nach Freiheit, Freizeit und Vergnü­gen — sich an die Regeln halten und ihren Aktions­ra­di­us einschrän­ken.» Mit Blick auf die hohen Infek­ti­ons­zah­len sei der Massen­auf­lauf an den Ausflugs­or­ten weder hilfreich noch sinnvoll. Das Sozial­mi­nis­te­ri­um werde die Situa­ti­on am Feier­tag mit Blick auf mögli­che Verschär­fun­gen genau beobach­ten, hieß es von einer Sprecherin.

In den betrof­fe­nen Regio­nen wächst derweil die Wut auf die Ausflüg­ler. Hans-Jürgen Decker, Bürger­meis­ter der Gemein­de Otten­hö­fen nahe der regel­mä­ßig beson­ders überfüll­ten Schwarz­wald­hoch­stra­ße (B500), sagte: «Alle stürmen hier hoch!» Er habe am Wochen­en­de diver­se fremde Nummern­schil­der gesehen. Die Anwoh­ner kämen angesichts der Fahrzeug­ka­ra­wa­ne kaum mehr aus ihren Einfahr­ten. «Es ist ein Auto nach dem anderen!» Selbst bei «Sauwet­ter» herrsche Chaos. Punktu­el­le Straßen­sper­run­gen wie zuletzt bringen Deckers Meinung nach nichts. Dann wichen die Leute einfach aus. Er forder­te, dass vorerst nur noch Anlie­ger die Straßen Richtung Berge benut­zen dürfen.

Mehre­re Landkrei­se im Schwarz­wald haben sich am Diens­tag mit der Polizei zusam­men­ge­setzt und gemein­sa­me Maßnah­men gegen den Besucher­an­sturm beschlos­sen. An dem Treffen nahmen demnach Vertre­ter der Straßen­ver­kehrs­be­hör­den des Orten­au­krei­ses, des Landkrei­ses Rastatt und der Städte Baden-Baden und Bühl sowie die Polizei Offen­burg teil. Die Behör­den legten sich auf Straßen­sper­run­gen fest und kündig­ten an, Falsch­par­ker etwa auf Rettungs­we­gen abzuschlep­pen. «Meiden Sie die stark frequen­tier­ten Ausflugs­zie­le und halten Sie sich an die gelten­den Regeln», heißt es in einer Mittei­lung der Polizei.

Die Polizei stellt sich unter­des­sen auf einen erneut großen Andrang von Winter-Ausflüg­lern im Schwarz­wald und auf der Schwä­bi­schen Alb ein. So möchte das Polizei­prä­si­di­um Offen­burg am Dreikö­nigs­tag noch mehr Beamte an die Schwarz­wald­hoch­stra­ße schicken, wo die Verkehrs­pro­ble­me zuletzt beson­ders schlimm waren. Im Nordschwarz­wald gab es zuletzt vieler­orts chaoti­sche Szenen auf Parkplät­zen und Staus — auch wegen am Straßen­rand gepark­ter Autos. Laut einem Sprecher der Offen­bur­ger Polizei wurden allein zwischen 31. Dezem­ber und 3. Januar mehr als 1450 Verwar­nun­gen wegen Falsch­par­kens ausgesprochen.

Am König­stuhl bei Heidel­berg reihte sich zuletzt ebenfalls Auto an Auto. Die Polizis­ten des Präsi­di­ums Mannheim hätten hier ein Auge darauf und würden die Zufahr­ten bei Bedarf zeitwei­se sperren, sagte ein Sprecher. Neben Rettungs­we­gen müsse schließ­lich auch der Busver­kehr weiter ermög­licht werden.

Im südli­chen Schwarz­wald will man eher schnell reagie­ren, als sich im Vorfeld abzuschot­ten. «Im Voraus den Schwarz­wald abzusper­ren, ist nicht möglich und auch nicht in unserem Inter­es­se», sagte ein Sprecher der Freibur­ger Polizei. Auch hier sollen demnach an beson­ders belieb­ten Zielen wie dem Kandel zusätz­li­che Beamte im Einsatz sein und falls nötig Straßen sperren. Bislang seien Andrang und damit einher­ge­hen­de Proble­me im Einsatz­ge­biet der Freibur­ger Polizei aber überschau­bar gewesen. Die Zufahrt zum Kandel nahe Freiburg war aller­dings zuletzt mehrfach wegen zu vieler Besucher gesperrt worden.

Auch an den Rodel­hän­gen und auf den Loipen der Schwä­bi­schen Alb rechnet die Polizei erneut mit großem Andrang. Die Beamten würden verstärkt Strei­fe fahren und darauf achten, dass Rettungs­we­ge frei bleiben, sagte ein Sprecher des Präsi­di­ums Reutlin­gen. Die Gemein­de Sonnen­bühl auf der Alb hat nach dem großen Ansturm der vergan­ge­nen Wochen­en­den erstmal genug. Tages­gäs­te sind gebeten, bis zum Ende des Lockdowns nicht mehr anzurei­sen. Neben überfüll­ten Parkplät­zen seien achtlos wegge­wor­fe­ner Müll und zerstör­te Loipen die Folge der vielen Winter­aus­flüg­ler gewesen, heißt es von der Gemeinde.