Landkreis Biberach — Landrat Dr. Heiko Schmid und Bürgermeister Werner Binder haben die Ausgrabungsstätte des Landesamtes für Denkmalpflege auf dem Bussen besichtigt. Auf der Bussenwiese, die dem Landkreis gehört, sucht das Landesdenkmalamt seit September 2019 auf einer Fläche von sechs mal drei Metern nach Relikten aus vergangenen Zeiten, insbesondere der Keltenzeit. Das Grabungsfeld befindet sich unmittelbar vor dem Mahnmal an die Kriegsopfer. Die Wahl fiel auf diese Stelle, weil Heinrich Forschner dort 1924 bei der Fundamentierung des Mahnmals metallzeitliche Keramik und mittelalterlichen Bauschutt gefunden hat.
Noch nie wurde in der Vergangenheit wissenschaftlich auf dem heiligen Berg Oberschwabens, wie der Bussen auch genannt wird, gegraben. Bei den bisheri-gen Untersuchungen wurden Ziegel, Keramikfragmente, Ofenkacheln, Glas und Metall aus dem Mittelalter gefunden. In tieferen Schichten fanden die Forscher Funde aus der Jungsteinzeit, sowie bronze‑, hallstatt- und römerzeitliche Scher-ben.
Die Forscher gehen nach heutigem Kenntnisstand auch davon aus, dass der Bussen im Laufe der Jahrtausende eine spannende und wechselvolle Geschich-te durchlebte. Es zeichne sich auch ein interessantes Wechselspiel zwischen der Heuneburg bei Herbertingen und dem Bussen ab, wie Dr. Roberto Tarpini vom Landesamt für Denkmalpflege im Gespräch mit Landrat und Bürgermeister erläuterte. Auch nachzulesen im Mitteilungsblatt 2020/2 der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern: „Während die Heuneburg in der mittleren Bronzezeit und der frühen Urnenfelderzeit (1600–1100 v.Chr.) überregionale Bedeutung als befestigtes Siedlungszentrum erlangte, wurde sie danach für längere Zeit verlassen und fiel wüst. Erst während der frühen Eisenzeit um 620 v. Chr. wurde das Burgplateau wieder aufgesiedelt und entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der bedeutendsten frühkeltischen Machtzentren. Der Bussen war ebenfalls in der mittleren Eisenzeit besiedelt. Nach einer Unterbrechung nutzte man die Anlage dann wieder von der entwickelten Urnenfelderzeit (zirka 1100 – 800 v. Chr.) bis in die frühe Eisenzeit, wie das Wagenrad von Unlingen nahelegt. Die bisherigen Funde und Befunde sprechen somit dafür, dass die Heuneburg in der mittleren Bronzezeit und der frühen Urnenfelderzeit als überregionales Zentrum fungierte. Von der entwickelten Urnenfelderzeit bis um 620 v. Chr. verlagerte sich der Machtsitz dann auf den Bussen, um dann bis zirka 450 v. Chr. wieder auf die Heuneburg zu wechseln:“
25 Kisten Fundmaterialien
Die Ausgrabungen auf dem Bussen können noch bis zu drei Monate dauern, je nachdem was in den nächsten Wochen noch gefunden wird. „Der Bussen ist eine kleine Schatztruhe und nach unten wird sie immer spannender“, sagte Dr. Roberto Tarpini. Zusammen mit Grabungstechniker Ralf Hartmayer sowie weiteren Forschern und Mitarbeitern der Denkmalpflege haben sie bereits über 25 Kisten an Fundmaterialien gesammelt, die nach und nach noch ausgewertet werden müssen.