Im Lockdown muss ein Großteil der Geschäf­te geschlos­sen bleiben. Händler dürfen zwar liefern, doch für viele ist das kaum prakti­ka­bel. Die Landes­re­gie­rung kommt ihnen nun ein Stück entgegen.

Die Landes­re­gie­rung in Baden-Württem­berg will den Corona-Lockdown zwar verlän­gern, erlaubt aber vom kommen­den Montag an wieder Abhol­an­ge­bo­te im Handel. Die Corona-Verord­nung werde so geändert, dass der sogenann­te Click&Collect-Service wieder möglich werde, sagte Regie­rungs­spre­cher Rudi Hoogvliet am Diens­tag der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. Kunden könnten so im Inter­net oder per Telefon eine Ware bestel­len, einen Abhol­ter­min verein­ba­ren und die Ware selbst abholen. Der Handels­ver­band, der das wochen­lang gefor­dert hatte, zeigte sich erfreut — auch wenn die Händler die Möglich­keit eigent­lich dringend zu Weihnach­ten gebraucht hätten, wie Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Sabine Hagmann sagte.

Abhol­an­ge­bo­te waren im Südwes­ten im Zuge des Corona-Lockdowns über Weihnach­ten verbo­ten worden, um lange Schlan­gen vor den Geschäf­ten und somit zusätz­li­che Kontak­te zu vermei­den. Händler durften aber selber liefern oder liefern lassen. Es gilt als sicher, dass der Lockdown über den ursprüng­lich geplan­ten 10. Januar hinaus verlän­gert wird. Das würde bedeu­ten, dass die meisten Händler — mit Ausnah­me der Lebens­mit­tel­ge­schäf­te — ihre Geschäf­te geschlos­sen halten müssen.

Hagmann sagte, man habe die Argumen­ta­ti­on für das Abhol-Verbot nie verstan­den. Den mit dem Rücken zur Wand stehen­den Händlern auch noch diese Möglich­keit zu verwei­gern, sei hart gewesen. «Das hat unseren mittel­stän­di­schen Unter­neh­men sehr gescha­det», sagte sie. Liefe­run­gen seien «wahnsin­nig aufwen­dig und wahnsin­nig teuer» gewesen. Hagmann geht davon aus, dass nun viele Geschäf­te einen Abhol-Service anbie­ten werden, insbe­son­de­re viele Buchhänd­ler, Spiel­wa­ren­ge­schäf­te oder auch Elektronik­märk­te — eigent­lich aber alles, was man neben­bei kurz abholen und mitneh­men könne, wenn man ohnehin in der Stadt sei.

Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) bezeich­ne­te die Freiga­be von Abhol­an­ge­bo­ten als «sehr erfreu­lich und überfäl­lig». «Damit kann das mit der Schlie­ßung verbun­de­ne Sonder­op­fer des Einzel­han­dels zumin­dest etwas abgemil­dert werden», sagte sie. «Durch diesen Freiraum kann wenigs­tens ein kleiner Teil an Umsät­zen im Lockdown generiert werden», beton­te auch der Präsi­dent des Indus­trie- und Handels­kam­mer­ta­ges, Wolfgang Grenke.

Hoffmeis­ter-Kraut hatte sich stets für Abhol­an­ge­bo­te ausge­spro­chen. Vor Weihnach­ten war es deshalb auf offener Bühne zum Streit mit Gesund­heits­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) gekom­men, weil die Regie­rung damals noch eine andere Linie vorge­ge­ben hatte.

Die Verlän­ge­rung des Lockdowns insge­samt bezeich­ne­te Hagmann vom Handels­ver­band als «wirklich katastro­phal». Je länger er dauere, desto mehr endgül­ti­ge Schlie­ßun­gen von Geschäf­ten seien zu erwar­ten — im schlimms­ten Fall etwa 12 000 in den kommen­den zwei Jahren.