BAD WIMPFEN (dpa) — Mit Preis­sen­kun­gen auf Butter, Nudeln oder Käse weckten die Discoun­ter zuletzt die Hoffnun­gen der leidge­plag­ten Verbrau­cher. Doch der Chef von Lidl in Deutsch­land dämpft die Erwar­tun­gen — und verrät, welche Marke zunächst nicht mehr bei Lidl zu finden sein wird.

Der Chef von Lidl Deutsch­land hat Hoffnun­gen auf eine rasche umfas­sen­de Preis­wen­de gedämpft. Zuletzt habe Lidl bei über 700 Produk­ten die Preise gesenkt, sagte Chris­ti­an Härtna­gel im Haupt­sitz der Deutsch­land­ver­wal­tung in Bad Wimpfen. «Aber wir sitzen auch noch in Verhand­lun­gen mit der Indus­trie, bei denen Forde­run­gen nach Preis­stei­ge­run­gen auf dem Tisch liegen.»

Es sei noch nicht so, dass man sich ausschließ­lich über sinken­de Einkaufs­prei­se unter­hal­te, sagte Härtna­gel. «Die Preis­stei­ge­run­gen, die wir teilwei­se auch berech­tigt zahlen, können und wollen wir nicht eins zu eins an die Kunden weiter­ge­ben.» Auf der anderen Seite gehöre für Lidl auch dazu, schnell zu reagie­ren, wenn es Entspan­nung auf den Rohstoff­märk­ten gibt, sagte er mit Blick auf die vergan­ge­nen Preis­sen­kun­gen auf Butter, Nudeln oder Käse.

Auch Handels­exper­ten gehen davon aus, dass das Preis­ni­veau vor der Infla­ti­on nicht mehr so leicht zu errei­chen sein wird. Realis­tisch sei, dass die Discoun­ter und Super­märk­te verstärkt mit zeitlich begrenz­ten Angebo­ten werben, sagte etwa der Geschäfts­füh­rer des Insti­tuts für Handels­for­schung (IFH) in Köln, Kai Hudetz.

Derzeit müssten die Kunden bei Lidl auf nahezu keine Marke verzich­ten, sagte Härtna­gel. «Die Ausnah­me ist Haribo. Wir sind hier bisher zu keiner Überein­stim­mung gekom­men, die Verhand­lun­gen laufen. Mit unseren Eigen­mar­ken haben wir aber auch immer eine gute Alter­na­ti­ve im Angebot.» Zuvor hatte die «Wirtschafts­wo­che» über den Streit berich­tet. Immer wieder kommt es zwischen Händlern und Herstel­lern zu solchen Ausein­an­der­set­zun­gen. Zuletzt war etwa bekannt gewor­den, dass Edeka von über einem Dutzend Konzer­ne nicht mehr belie­fert wird.

Die Preis­ver­hand­lun­gen seien inten­siv, berich­te­te Härtna­gel. «Wir kennen die Entwick­lung der Rohstoff­märk­te. Wir wissen ungefähr, wie viel Perso­nal- und Energie­kos­ten in den einzel­nen Produk­ten stecken. Und wir tun alles, um zum Verhand­lungs­er­folg zu gelan­gen, damit wir eben auch den bestmög­li­chen Preis an die Kunden weiter­ge­ben können.»

Lidl erken­ne an, dass die Herstel­ler Kosten­stei­ge­run­gen bei Energie oder Rohstof­fen haben. «Natür­lich ist die ein oder andere Forde­rung angemes­sen. Wir verhan­deln inten­siv, damit die Preis­stei­ge­run­gen im Rahmen­blei­ben – und verhan­deln etwas länger, wenn diese aus unserer Sicht unange­mes­sen sind.»

In Zeiten der Infla­ti­on hätten die Discoun­ter ihre Markt­an­tei­le steigern könne, das gelte auch für Lidl, sagte Härtna­gel. «Die aktuel­le Situa­ti­on führt generell zu höheren Umsät­zen und zu steigen­den Markt­an­tei­len, gleich­zei­tig sehen wir Heraus­for­de­run­gen auf anderen Seiten des Unternehmens.»

Lidl feiert sein 50-jähri­ges Bestehen. Das Unter­neh­men aus der Schwarz Gruppe, zu der auch Kaufland gehört, war mit einem Umsatz von rund 100 Milli­ar­den Euro 2021 der größte Discoun­ter der Welt. In 31 Ländern betreibt Lidl rund 12.000 Filia­len. In Deutsch­land arbei­ten laut Härtna­gel demnächst bald 100.000 Menschen bei Lidl. Hierzu­lan­de erwirt­schaf­te­te das Unter­neh­men 2021 einen Umsatz von 24,3 Milli­ar­den Euro. Zum Gewinn macht Lidl keine Angaben.