STUTTGART(dpa/lsw) — Die Opposi­ti­on schei­tert mit ihrem Entlas­sungs­an­trag gegen den Sozial­mi­nis­ter. Grün-Schwarz schließt die Reihen. Und schießt sich auf Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Lauter­bach ein.

Der Landtag hat die von der Opposi­ti­on beantrag­te Entlas­sung von Sozial­mi­nis­ter Manne Lucha mit der großen Mehrheit von Grünen und CDU abgelehnt. SPD und FDP hatten dem Grünen am Donners­tag in Stutt­gart erneut große Fehler beim Corona-Manage­ment vorge­hal­ten und Regie­rungs­chef Winfried Kretsch­mann (Grüne) aufge­for­dert, seinen Minis­ter abzulö­sen. «Irgend­wann ist das Maß voll», sagte FDP-Frakti­ons­chef Hans-Ulrich Rülke. Kretsch­mann lehnte die Forde­rung als «abwegig» ab. SPD, FDP und ein Großteil der AfD-Frakti­on stimm­ten für die Entlas­sung, die grün-schwar­ze Koali­ti­on lehnte den Antrag einhel­lig ab.

In der Debat­te drehten Grüne und CDU den Spieß um und kriti­sier­ten Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD). «Wenn hier jemand in den letzten Tagen Verwir­rung gestif­tet hat, dann ist es doch der Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter», sagte Grünen-Frakti­ons­chef Andre­as Schwarz. Sein CDU-Kolle­ge Manuel Hagel sagte: «Die SPD fordert die Entlas­sung des Gesund­heits­mi­nis­ters. Ich frage mich: Von welchem?» Die beiden spiel­ten damit auf Lauter­bachs Rückzie­her bei den Corona-Isola­ti­ons­re­geln an. Der SPD-Mann hatte in einer nächt­li­chen Talkshow überra­schend erklärt, eine geplan­te Umstel­lung der Isola­ti­on von Infizier­ten auf Freiwil­lig­keit direkt wieder einzukassieren.

Rülke hielt Grünen und CDU vor, mit der Kritik an Lauter­bach von Luchas Fehlern ablen­ken zu wollen. Wie sein SPD-Kolle­ge Andre­as Stoch stell­te der Libera­le fest, Baden-Württem­berg sei «trotz und nicht dank Lucha» relativ gut durch die Corona-Krise gekom­men. Stoch warf dem 61-jähri­gen Minis­ter «Pfusch, Pannen und Missma­nage­ment» in den zwei Jahren der Pande­mie vor. Das Fass zum Überlau­fen gebracht habe aber sein jüngs­ter Vorstoß zum baldi­gen Ende der pande­mi­schen Corona-Lage. Nachdem Kretsch­mann Lucha zurück­ge­pfif­fen habe, habe dieser «jede Autori­tät verloren».

Grüne und CDU stärk­ten dem Minis­ter den Rücken. Kretsch­mann dankte Lucha für seinen «unermüd­li­chen Einsatz» in den vergan­ge­nen zwei Jahren. «Dafür hat er Respekt verdient und keinen Spott.» Natür­lich habe Lucha in dieser großen Gesund­heits­kri­se auch Fehler gemacht. «Da ist er in guter Gesell­schaft.» Alle in der Politik hätten Fehler gemacht, das sehe man auch am «Hin und Her von Minis­ter Lauter­bach» bei den Isola­ti­ons­re­geln. Der Regie­rungs­chef hielt SPD und FDP vor, alte Vorwür­fe aufzu­wär­men. «Der siebte oder achte Teeauf­guss schmeckt doch etwas fad, finde ich.» CDU-Frakti­ons­chef Hagel sagte, Lucha mache einen «Topjob» in einem schwie­ri­gen Umfeld.