SUHL/BERLIN (dpa) — Ex-Verfas­sungs­schutz­chef Maaßen polari­siert: Seine Wahl zum Thürin­ger Direkt­kan­di­dat für die Bundes­tags­wahl sorgt für massi­ve Kritik — auch aus den eigenen Reihen.

Nach der Nominie­rung von Ex-Verfas­sungs­schutz­prä­si­dent Hans-Georg Maaßen als CDU-Direkt­kan­di­dat für den Bundes­tag gibt es massi­ve Kritik auch von Parteifreunden.

So schrieb die nordrhein-westfä­li­sche Staats­se­kre­tä­rin für Integra­ti­on, Serap Güler (CDU), bei Twitter: «An die 37 Partei­kol­le­gen in Südthü­rin­gen: Ihr habt echt den Knall nicht gehört! Wie kann man so irre sein und die christ­de­mo­kra­ti­schen Werte mal eben über Bord schmei­ßen? Wer so große Angst vor der AfD hat, hat so vieles längst aufge­ge­ben. Ein bitte­rer Tag.»

Als «schwie­ri­ges Signal für den Gesamt­kurs der Union» bezeich­ne­te CSU-General­se­kre­tär Markus Blume die Nominie­rung — beton­te jedoch, dass es sich um eine Angele­gen­heit der CDU handle. «Umso wichti­ger ist, dass es bei der klaren Abgren­zung zur AfD kein Wackeln gibt.» Für die CSU gilt nach Blumes Worten: «Der Kurs der Moder­ni­tät ist unver­han­del­bar für die Union.»

CDU-General­se­kre­tär Paul Ziemi­ak hatte schon am Freitag erklärt, er erwar­te von jedem Kandi­da­ten ein klares Bekennt­nis zu Werten und Politik der CDU sowie eine schar­fe Abgren­zung zur AfD. «Ich gehe nun davon aus, dass Herr Maaßen alles zu einem gemein­sa­men Wahler­folg der CDU beitra­gen wird», sagte Ziemi­ak dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND). «Hans-Georg Maaßen ist eine Randfi­gur im demokra­ti­schen Spektrum, mit dem die meisten Christ­de­mo­kra­ten wenig gemein haben», sagte CDU-Bundes­vor­stands­mit­glied Karin Prien den Zeitun­gen der Funke Mediengruppe.

Maaßen ist wegen seiner Haltung unter anderem zur Flücht­lings­po­li­tik der Bundes­re­gie­rung politisch umstrit­ten. Er war am Freitag­abend in Suhl mit 86 Prozent der Stimmen bei einem Gegen­kan­di­da­ten von den Delegier­ten von vier CDU-Kreis­ver­bän­den gewählt worden. Sein Wahlkreis in Südthü­rin­gen gilt als heikel für die CDU, nachdem der angestamm­te Kandi­dat Mark Haupt­mann im Zuge der Masken-Affäre aus der CDU ausge­tre­ten war.

Kritik kam auch aus anderen Partei­en. «Die Nominie­rung von Herrn Maaßen ist sicher­lich ein schlech­ter Tag für die CDU, aber leider auch für uns alle», sagte SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz auf Nachfra­ge von RTL/ntv. «Die CDU hat ein großes Problem, sie hat keinen Plan für die Zukunft. Deshalb hat sie Schwie­rig­kei­ten mit Leuten, die wegge­hen von dem, was wir für einen Zusam­men­halt in Deutsch­land brauchen.»

Die aus Thürin­gen stammen­de Grünen-Frakti­ons­chefin im Bundes­tag, Katrin Göring-Eckardt, schrieb auf Twitter: «Mit Maaßen öffnet die CDU ihre Türen nach rechts.» CDU-Chef und Unions-Kanzler­kan­di­dat Armin Laschet müsse dringend die Frage beant­wor­ten, ob und wie er dagegen klare Kante zeigen werde.

Die Linken-Bundes­vor­sit­zen­de Susan­ne Hennig-Wellsow sagte den Funke-Zeitun­gen: «Die Brand­mau­er nach rechts ist weg.» Die demokra­ti­schen Partei­en diesseits der Union sollten jetzt alles tun, um zu verhin­dern, dass ein Maaßen im nächs­ten Bundes­tag sitzt», sagte Hennig-Wellsow.

Maaßen kündig­te an, er werde im Kanzler­kan­di­dat Laschet im Wahlkampf unter­stüt­zen. «Wir stellen uns hinter unseren Kanzler­kan­di­da­ten.» Zu seinem Verhält­nis zu Laschet sagte der 58-Jähri­ge: «Ich glaube nicht, dass wir so weit ausein­an­der sind.» Diskus­si­on zeich­ne eine Volks­par­tei wie die CDU aus. Er wolle den Wahlkreis, in dem er sich eine Wohnung nehme, «nicht von der Hinter­bank vertreten».

Als Verfas­sungs­schutz­prä­si­dent war Maaßen seiner­zeit massiv in die Kritik geraten, weil er bezwei­felt hatte, dass es nach der Tötung eines Deutschen in Chemnitz zu «Hetzjag­den» auf Auslän­der kam. Im Novem­ber 2018 hatte ihn Bundes­in­nen­mi­nis­ter Horst Seeho­fer (CSU) in den einst­wei­li­gen Ruhestand versetzt.