STUTTGART (dpa/lsw) — Einen leben­di­gen Maulwurf zu Gesicht zu bekom­men, ist meist Glück. Schließ­lich sind die kleinen Kerle unter­ir­disch unter­wegs und lassen sich so schnell nicht blicken. Der extre­me Sommer hat das geändert.

Man sieht sie zur Zeit viel öfter als sonst — und zwar leider tot. Maulwür­fe, sonst unter Tage unter­wegs, kommen seit Wochen mangels Nahrung geschwächt an die Oberflä­che und veren­den. «Ihnen macht die große Hitze bezie­hungs­wei­se der trocke­ne Sommer sehr zu schaf­fen», erläu­tert Felici­tas Rechten­wald, Arten­schutz-Referen­tin beim Natur­schutz­bund Nabu. «Der Boden ist dann durch den ausblei­ben­den Regen so trocken, dass die Tiere, beson­ders die Jungen aus dem Vorjahr, keine Regen­wür­mer oder andere Insek­ten ausgra­ben können.»

Wenn dann die Jungtie­re auf der Suche nach neuen Revie­ren abwan­dern, seien sie wegen Hungers langsa­mer als sonst. Sie könnten deshalb auch leich­ter von Fress­fein­den ausge­gra­ben und getötet werden oder verhun­gern schlicht. Aufge­fres­sen werden die Tiere nicht, nur totge­bis­sen, «da sie wohl nicht schme­cken und ein sehr dichtes Fell haben», sagt Rechtenwald.

Zahlen zum Bestand der üblicher­wei­se schwer zu sichten­den kleinen Graber gibt es Angaben der Nabu-Exper­tin zufol­ge zwar nicht. Sie würden nicht syste­ma­tisch erfasst und es gebe auch keine Melde­platt­form. Obwohl sie aber flächen­de­ckend vorkom­men dürften, seien Sorgen um den «Talpa europaea Linné», so der wissen­schaft­li­che Namen des Maulwurfs, durch­aus berech­tigt. «Auch ein bisher ungefähr­de­tes und weit verbrei­te­tes Tier kann unter dem Klima­wan­del leiden und auf der Roten Liste für gefähr­de­te Arten landen», betont Rechtenwald.

Maulwür­fe gelten bisher nicht als gefähr­det, sind aber laut Bundes­na­tur­schutz­ge­setz beson­ders geschützt. Fangen und Töten der Wühler ist daher verbo­ten. Sie gelten als Nützlin­ge, weil sie den Boden auflo­ckern und belüf­ten und Schäd­lin­ge fressen, erläu­tert die Biolo­gin. «Man kann nur hoffen, dass die Maulwür­fe anpas­sungs­fä­hig genug sind, um mit den immer öfter auftre­ten­den extre­men Sommern zurechtzukommen.»