STUTTGART (dpa/lsw) — Zur Halbzeit der Legis­la­tur­pe­ri­ode stellen die Menschen im Südwes­ten der Regie­rung von Winfried Kretsch­mann ein ziemlich unbefrie­di­gen­des Zeugnis aus. Als sein Nachfol­ger erweist sich ein klarer Favorit.

Nur jeder vierte Bürger im Südwes­ten findet die Arbeit der grün-schwar­zen Landes­re­gie­rung gut. 24 Prozent sehen das alles in allem so, 37 Prozent ziehen hinge­gen eine negati­ve Bilanz, wie aus einer am Donners­tag veröf­fent­lich­ten Umfra­ge im Auftrag der Zeitungs­ver­la­ge in Baden-Württem­berg hervor­geht. 39 Prozent trauen sich kein Urteil zu über die Arbeit der Regie­rung von Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne). Für die aktuel­le Versi­on des «BaWü-Check» hat das Insti­tut für Demosko­pie Allens­bach im Juli 1016 Erwach­se­ne in Baden-Württem­berg befragt.

Grüne und CDU regie­ren seit Mai 2021 in der Neuauf­la­ge der Koali­ti­on. Viel ist seitdem aus Sicht etlicher Bürger nicht passiert. Die Umfra­ge ist eine Bilanz des Still­stands: Fortschrit­te attes­tie­ren die Bürger der Regie­rung höchs­tens noch beim Klima- und Umwelt­schutz (25 Prozent) und der Digita­li­sie­rung (20 Prozent). Bei der Ausstat­tung der Polizei sehen nur 14 Prozent der Bürger Fortschrit­te seit der Landtags­wahl. Beim Kampf gegen Lehrer­man­gel (6 Prozent), dem Abbau von Schul­den (6 Prozent) und Bürokra­tie (4 Prozent) noch weniger. 54 Prozent der Befrag­ten sehen in keinem der abgefrag­ten Berei­che Fortschritte.

Die SPD sprach am Donners­tag von einer «Koali­ti­on des Still­stands». «Wer hindert die Landes­re­gie­rung daran, mehr bezahl­ba­ren Wohnraum zu schaf­fen? Entschie­den gegen Unter­richts­aus­fall an unseren Schulen vorzu­ge­hen? Das Land und seine Wirtschaft sicher und erfolg­reich durch die Trans­for­ma­ti­on zu bringen? Statt­des­sen blockie­ren sich die «Regie­rungs­part­ner» gegen­sei­tig und treten auf der Stelle», beton­te Partei- und Frakti­ons­chef Andre­as Stoch. Weite­re Jahre des bloßen Verwal­tens könne sich Baden-Württem­berg nicht mehr leisten.

Trotz der negati­ven Bilanz der Regie­rungs­ar­beit sind 43 Prozent der Befrag­ten der Überzeu­gung, dass Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann bis zum Ende der Legis­la­tur­pe­ri­ode 2026 im Amt bleiben sollte. 33 Prozent finden, dass er vorher an einen Nachfol­ger überge­ben sollte. Aller­dings sehen 92 Prozent keinen Nachfol­ger für Kretsch­mann — oder können schlicht keinen benen­nen. Ledig­lich 8 Prozent nannten spontan einen Namen, wen sie sich als Nachfol­ger vorstel­len könnten — die Hälfte davon nannte Bundes­land­wirt­schafts­mi­nis­ter Cem Özdemir (Grüne).

Den Befrag­ten wurden in einer weite­ren Frage auch verschie­de­ne Kandi­da­ten zur Auswahl gestellt — auch da ist Özdemir mit 23 Prozent der klare Favorit als Kretsch­mann-Nachfol­ger. Mit weitem Abstand folgen als Wunsch­kan­di­da­ten die CDU-Politi­ker Thomas Strobl (9 Prozent), Thors­ten Frei (6 Prozent) und Manuel Hagel (3 Prozent). Dabei wird CDU-Frakti­ons­chef Hagel in der CDU als Favorit für die Spitzen­kan­di­da­tur gehan­delt. Die Frage ist, ob Strobl im Herbst nochmal für den Landes­vor­sitz kandi­diert oder Hagel danach greift.

Neben Özdemir gelten Finanz­mi­nis­ter Danyal Bayaz und Grünen-Frakti­ons­chef Andre­as Schwarz bei den Grünen als poten­zi­el­le Nachfol­ger Kretsch­manns. Von den Befrag­ten wünschen sich aller­dings nur 3 Prozent Bayaz und 2 Prozent Schwarz.

55 Prozent würden sich gar keinen der genann­ten Perso­nen als Minis­ter­prä­si­den­ten wünschen — oder sind in dieser Frage unentschlossen.

Die Landes­po­li­ti­ker haben grund­sätz­lich einen relativ gerin­gen Bekannt­heits­grad — sieht man mal vom Minis­ter­prä­si­den­ten ab. Kretsch­mann kennen 90 Prozent der Befrag­ten, seinen Vize Strobl noch 62 Prozent. Darauf folgen Sozial­mi­nis­ter Manfred Lucha (43 Prozent), Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann (33 Prozent) und Landwirt­schafts­mi­nis­ter Peter Hauk (26 Prozent) in der Ranglis­te der Promi­nenz. Der Bekannt­heits­grad von Baumi­nis­te­rin Nicole Razavi (CDU), Justiz­mi­nis­te­rin Marion Gentges (CDU), Wissen­schafts­mi­nis­te­rin Petra Olschow­ski (Grüne) sowie Umwelt­mi­nis­te­rin Thekla Walker (Grüne) liegt hinge­gen nur zwischen 8 und 11 Prozent der Bevölkerung.