Die Kanzle­rin appel­liert in ihrer Neujahrs­an­spra­che an die Menschen, auch 2021 im Kampf gegen die Corona-Pande­mie solida­risch zu bleiben. Sie hofft auf die Impfun­gen — aber auch bei diesem Thema gibt es großen Diskussionsbedarf.

Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel hat in ihrer Neujahrs­an­spra­che weiter zu Zusam­men­halt im Kampf gegen das Corona­vi­rus aufge­ru­fen und den Menschen gedankt.

«Es wird noch eine ganze Zeit an uns allen liegen, wie wir durch diese Pande­mie kommen», sagte die CDU-Politi­ke­rin laut vorab verbrei­te­tem Text in ihrer voraus­sicht­lich letzten Neujahrs­an­spra­che als Regie­rungs­chefin. «Die neben dem Impfstoff wirksams­ten Mittel haben wir selbst in der Hand, indem wir uns an die Regeln halten, jeder und jede von uns.» Sie sei immer wieder dankbar, wie diszi­pli­niert die aller­meis­ten Menschen Masken trügen und sich um Abstand bemühten.

Die Kanzle­rin beton­te, am Ende eines «atemlo­sen Jahres» gelte es auch, innezu­hal­ten und zu trauern. «Wir dürfen als Gesell­schaft nicht verges­sen, wie viele einen gelieb­ten Menschen verlo­ren haben, ohne ihm in den letzten Stunden nah sein zu können.» Sie könne nur ahnen, wie bitter es sich für diese Menschen anfüh­len müsse, wenn von einigen Unver­bes­ser­li­chen das Virus bestrit­ten und geleug­net werde. «Verschwö­rungs­theo­rien sind nicht nur unwahr und gefähr­lich, sie sind auch zynisch und grausam diesen Menschen gegenüber.»

Hoffen ließen sie die nun angelau­fe­nen Impfun­gen zunächst bei alten Menschen, ihren Pflege­kräf­ten und bei Perso­nal auf Inten­siv­sta­tio­nen. «Tagtäg­lich werden es mehr, schritt­wei­se werden andere Alters- und Berufs­grup­pen dazukom­men — und dann alle, die es möchten», sagte Merkel.

Die deutschen Gesund­heits­äm­ter melde­ten dem Robert Koch-Insti­tut (RKI) unter­des­sen 32.552 Corona-Neuin­fek­tio­nen binnen 24 Stunden. Außer­dem wurden 964 neue Todes­fäl­le verzeich­net, wie das RKI am Donners­tag­mor­gen bekannt­gab. Die Zahlen sind jedoch nur bedingt mit den Werten der Vorwo­che vergleich­bar. Das RKI hatte über die Weihnachts­ta­ge mit einer gerin­ge­ren Zahl an Tests und auch weniger Meldun­gen von den Gesund­heits­äm­tern gerech­net. Die aktuell hohen Zahlen sind deshalb aus Sicht des RKI wohl auch durch Nachmel­dun­gen bedingt. Vor einer Woche waren es 32.195 Neuin­fek­tio­nen und 802 neue Todes­fäl­le binnen eines Tages.

Der Impfstart am vergan­ge­nen Wochen­en­de hatte auch eine Debat­te losge­tre­ten, inwie­weit Geimpf­te anders behan­delt werden dürften, als Nicht-Geimpf­te. «Eine Vorzugs­be­hand­lung für Geimpf­te birgt die Gefahr der Spaltung der Gesell­schaft. Zwischen bereits Geimpf­te und nicht Geimpf­te dürfen wir keinen Keil treiben», sagte Bundes­tags­prä­si­dent Wolfgang Schäub­le (CDU) der «Neuen Osnabrü­cker Zeitung» (Donners­tag).

Der für den CDU-Vorsitz kandi­die­ren­de Ex-Unions­frak­ti­ons­chef Fried­rich Merz will Corona-Geimpf­ten hinge­gen mehr Freiheits­rech­te einräu­men. Man könne einer immer größer werden­den Bevöl­ke­rungs­grup­pe von Geimpf­ten, Gesun­den und Genese­nen nicht pauschal die Grund­rech­te vorent­hal­ten, weil eine immer kleine­re Gruppe nach wie vor durch das Virus gefähr­det sei, sagte Merz den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe (Donners­tag). Norbert Röttgen, der ebenfalls für den CDU-Vorsitz kandi­diert, sagte der «Welt» (Donners­tag): «Natür­lich muss man Schlüs­se daraus ziehen, wenn jemand andere nicht mehr gefähr­den kann. Wenn die prakti­schen Fragen gelöst sind und es für die Einschrän­kun­gen keinen sachli­chen Grund mehr gibt, dann müssen sie aufge­ho­ben werden.»

Derzeit ist noch unklar, inwie­weit eine Corona-Impfung nicht nur vor der Krank­heit selbst, sondern mangels Infek­ti­ons­ge­fahr durch Geimpf­te auch andere Perso­nen vor einer Anste­ckung schützt. Der Impfstoff­her­stel­ler Biontech erwar­tet dazu erst im Febru­ar Forschungsergebnisse.

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er hat mit Blick auf die Corona-Zahlen an die Vernunft der Bürger zu Silves­ter appel­liert. «Je schnel­ler die Infek­ti­ons­zah­len sinken, desto schnel­ler geht es für unsere Wirtschaft wieder bergauf», sagte der CDU-Politi­ker den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe (Donners­tag). «Wir müssen daher auch in den nächs­ten Tagen und vor allem auch über Silves­ter und Neujahr sehr vorsich­tig sein und nur im engsten Kreis feiern, denn sonst gefähr­den wir nicht nur die Gesund­heit unserer Mitmen­schen, sondern auch unsere Wirtschaft.»

Positi­ve Ergeb­nis­se von Corona-Tests müssen mit Beginn des neuen Jahres digital von den Laboren an die Gesund­heits­äm­ter gemel­det werden. Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) sagte der dpa: «So lassen sich Infek­ti­ons­ket­ten schnel­ler nachvoll­zie­hen und unter­bre­chen.» Die Zeit, in der Nachwei­se über Neuin­fek­tio­nen per Fax geschickt und dann per Hand in die Syste­me der Ämter übertra­gen wurden, sei damit endgül­tig vorbei.