BAD SCHUSSENRIED – Seit Dezem­ber letzten Jahres ist Claudia Thiel als evange­li­sche Klinik­seel­sor­ge­rin im ZfP am Stand­ort Bad Schus­sen­ried tätig. Für ihren neuen Aufga­ben­be­reich bringt die Theolo­gin über 30 Jahre Berufs­er­fah­rung als Pfarre­rin und Seelsor­ge­rin mit.

Eher zufäl­lig sei sie zur Seelsor­ge gekom­men, erzählt Claudia Thiel im Gespräch. Ende der 1980er Jahre habe sie im Rahmen eines Freiwil­li­gen Diako­ni­schen Jahres in einem evange­li­schen Kranken­haus erste Erfah­run­gen damit sammeln können, anderen Menschen in schwie­ri­gen Situa­tio­nen eine Stütze zu sein und Beistand zu bieten. Durch kleine Hilfe­stel­lun­gen, aber auch immer wieder im Gespräch. „Nähere Kontak­te zu Menschen haben zu dürfen und hinter ihre Fassa­den blicken zu können, finde ich extrem spannend und berei­chernd“, beschreibt Thiel ihre Arbeit. „Hier im ZfP bin ich an einem Ort angekom­men, wo mir bei den Begeg­nun­gen mit den Menschen das Herz aufgeht. Diese Gesprä­che berüh­ren mich in vielfa­cher Art und Weise.“

Als Pfarre­rin der Gemein­de Bad Schus­sen­ried ist die gebür­ti­ge Rhein­län­de­rin seit Ende letzten Jahres als Klinik­seel­sor­ge­rin ZfP Südwürt­tem­berg für die Region Donau-Riss zustän­dig. Dabei ist sie gemein­sam mit der katho­li­schen Pasto­ral­re­fe­ren­tin Barba­ra John Ansprech­part­ne­rin für alle statio­nä­ren und ambulan­ten Patient:innen und Bewohner:innen, deren Angehö­ri­ge und natür­lich auch für die Mitar­bei­ten­den. Gemein­sam leiten die beiden Theolo­gin­nen den Besuchs­dienst­kreis, gestal­ten medita­ti­ve Andach­ten sowie Gottes­diens­te und bieten einen geschütz­ten Raum für Gesprä­che, Gebete, Segnun­gen oder Beich­ten – unabhän­gig von Konfes­si­on oder Religi­on. „Für mich ist es ganz wunder­bar, dass wir dadurch Ökume­ne leben können und gemein­sam für die Menschen vor Ort da sein können“, freut sich Claudia Thiel über ihr neues Arbeits­um­feld. „Barba­ra John ist mir mit ihrer langjäh­ri­gen Erfah­rung hier eine großar­ti­ge Unter­stüt­zung und hat mich konkur­renz­frei und freund­lich aufgenommen.“

Mit der Arbeit im ZfP deckt Thiel nun ihr drittes staat­li­ches Betäti­gungs­um­feld ab: Seit 1997, nach ihrem zweiten Theolo­gi­schen Examen, war sie zunächst als Polizei­pfar­re­rin, später über zehn Jahre als Leiten­de Landes­pfar­re­rin für Polizei­seel­sor­ge der Evange­li­schen Kirche im Rhein­land tätig. Hier beglei­te­te sie die Beamt:innen seelsor­ge­risch sowie in theolo­gi­schen Grund­fra­gen, unter­rich­te­te Polizeianwärter:innen in Sachen Berufs­ethik und gestal­te­te Gottes­diens­te. „Polizei­seel­sor­ge bedeu­tet für mich, zu Gast in einem anderen System zu sein und etwas hinein bringen zu dürfen, das über die reine Sachebe­ne hinaus geht“, erklärt Thiel ihren Antrieb. Mit der gleichen Motiva­ti­on wechsel­te die Theolo­gin im Jahr 2012 zur Bundes­wehr, wo sie zunächst drei Jahre als Militär­pfar­re­rin in Saarlou­is und Münster tätig war. Beson­ders prägend war dabei für sie ein viermo­na­ti­ger Auslands­ein­satz in Afgha­ni­stan. „Seelsor­ge im Militär heißt auch, mit Gewalt und Leid in Kontakt zu kommen. Was da beson­ders wichtig ist, ist eine gehöri­ge Porti­on Selbst­für­sor­ge und ein gesun­des Umfeld.“ Zuletzt war Thiel als Militär­de­ka­nin im Evange­li­schen Kirchen­amt der Bundes­wehr tätig. Hier oblag ihr die Aus‑, Fort- und Weiter­bil­dung der Militär­seel­sor­ge im Evange­li­schen Kirchen­amt Berlin. „Bei meiner Arbeit im öffent­li­chen Dienst bei Polizei und Bundes­wehr hatte ich auch immer wieder Kontakt mit Menschen, die eher kirchen­fern waren. Ich selber stamme aus einem nicht-christ­li­chen Eltern­haus. Mit mir kann man also nicht nur über Gott und Glauben sprechen!“

Den Wechsel nach Süddeutsch­land hat die 56-Jähri­ge gemein­sam mit ihrem Mann beschlos­sen – Pfarrer Dr. Thomas Thiel, der seit dem 1. August 2023 als Kranken­haus­pfar­rer des ZfP in der Pfarr­stel­le Weißen­au tätig ist. „Im Moment ist für mich noch alles neu, das ist nochmal ein anderes Arbei­ten. Ich erlebe hier Menschen und Verhal­tens­wei­sen, denen ich so noch nicht begeg­net bin und die ich so noch nicht kenne“, beschreibt Thiel ihr neues Wirkungs­feld. „Aber ich muss sagen, dass ich mich hier ausge­spro­chen wohl fühle und mich freue, auf alles was da noch kommt.“ Neben der Ausbil­dung in klini­scher Seelsor­ge ist Claudia Thiel auch tiefen­psy­cho­lo­gisch orien­tier­te Ehe- und Lebens­be­ra­te­rin, Heilprak­ti­ke­rin für Psycho­the­ra­pie und Inter­na­tio­na­le Traine­rin für die körper­ori­en­tier­te Entspan­nungs­tech­nik „Tensi­on Releasing Exerci­s­es“ (TRE®). „Für mich ist es einfach gut, mehr Hinter­grund­wis­sen zu haben“, erklärt Thiel ihre breit gefächer­te Vita. „Diese Fortbil­dun­gen geben mir zusätz­li­ches Rüstzeug für meine Arbeit. Aber ich bin und bleibe Theolo­gin mit Leib und Seele.“