BIBERACH — Über den Dächern von Biber­ach und mitten drin im Leben: Mit der WG Mirjam hat die St. Elisa­beth-Stiftung an der Saulgau­er Straße 51 eine neue Wohnge­mein­schaft für junge Menschen mit geisti­gen und körper­li­chen Einschrän­kun­gen eingerichtet. 

Im Beisein von Mitar­bei­ten­den sowie gelade­nen Gästen aus Politik und Verwal­tung wurden die licht­durch­flu­te­ten Zimmer und Appar­te­ments im Penthouse des Gebäu­des nach gut einjäh­ri­ger Bauzeit offizi­ell in Betrieb genom­men. Damit ist für den Einzug der ersten Kinder und Jugend­li­chen am 1. März alles vorbe­rei­tet. Finan­zi­ell unter­stützt wird dieses Teilha­be-Projekt für eine direk­te Inklu­si­on von der „Aktion Mensch“ und vom Minis­te­ri­um für Sozia­les und Integra­ti­on aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.

Mit dieser Wohnge­mein­schaft in natur­na­her und doch stadt­na­her Umgebung setzt die Träge­rin die Vorga­ben des Bundes­teil­ha­be­ge­set­zes um, wonach betrof­fe­ne Kinder und Jugend­li­che künftig vermehrt in kleinen Wohnpro­jek­ten zu größt­mög­li­cher Selbstän­dig­keit heran­ge­führt und nicht nur an geschütz­ten Orten wohnen sollten. Die geschmack­voll ausge­stat­te­te und barrie­re­frei zugäng­li­che WG Mirjam bietet dafür die besten Voraus­set­zun­gen. Die rund 300 Quadrat­me­ter große Wohnung mit sechs Einzel­zim­mern und zwei Doppel­ap­par­te­ments bietet Platz für insge­samt zehn Bewoh­nen­de im Alter zwischen 6 und 18 Jahren, die hier umfas­send betreut werden. „Seit 2016 gibt es bereits die Wohnge­mein­schaft Nico am Jordan­bad, heute wird die Wohnge­mein­schaft Mirjam eröff­net und im August kommt noch eine dritte Wohnge­mein­schaft mitten in Ulm dazu“, zeigte Manfred Mergl auf, wie engagiert die St. Elisa­beth-Stiftung die vom Gesetz­ge­ber gewünsch­te Dezen­tra­li­sie­rung bei der Unter­brin­gung dieses Perso­nen­krei­ses Stück für Stück umset­ze in der Region. 

„Das Bundes­teil­ha­be­ge­setz setzt neue Maßstä­be: Perso­nen­zen­trie­rung und Teilha­be am Leben sowie ein neues Selbst­ver­ständ­nis von Assis­tenz und Lebens­be­glei­tung sind die Parame­ter und deshalb versu­chen auch wir für Kinder, Jugend­li­che und junge Erwach­se­ne möglichst passge­naue Wohn‑, Arbeits- und Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten zu schaf­fen“, so der Leiter Wohnen und Beglei­ten in Inger­kin­gen dazu weiter. Nach Einschät­zung Manfred Mergls haben aber auch geschütz­te Orte wie Heggbach und Inger­kin­gen weiter­hin ihre Berech­ti­gung. „Wichtig ist uns, dass es Wahlmög­lich­kei­ten gibt, die es den Heran­wach­sen­den möglich machen, eigene Lebens­ent­wür­fe und selbst­ge­steck­te Ziele zu erreichen.“

In seinem Grußwort hob der Biber­acher CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Josef Rief die Bedeu­tung des auch mit seiner Stimme verab­schie­de­ten Bundes­teil­ha­be­ge­set­zes bei der Einglie­de­rungs­hil­fe hervor. „Ich möchte Sie zu diesem gelun­ge­nen Dezen­tra­li­sie­rungs­pro­jekt beglück­wün­schen, mit dem Sie als St. Elisa­beth-Stiftung die von den Franzis­ka­ne­rin­nen einst in Heggbach begon­ne­ne hervor­ra­gen­de Arbeit fortfüh­ren werden“, würdig­te der Biber­acher Politi­ker die Umset­zung der gesetz­li­chen Vorschrif­ten seitens der genann­ten Leistungs­trä­ge­rin, deren Mitar­bei­ten­de sich beson­ders auch in den Corona-Jahren „heraus­ra­gend engagiert“ hätten für die ihnen anver­trau­ten Menschen.

Kreis­so­zi­al­amts­lei­ter Frank Gmein­der vom Landrats­amt Biber­ach lobte die „sehr gute Zusam­men­ar­beit“ zwischen Behör­de und Bauher­rin bei der Aufsto­ckung des vorhan­de­nen Gebäu­des an der Saulgau­er Straße 51 und hob hervor, dass sich durch die Ansied­lung der WG Mirjam die „Versor­gungs­si­tua­ti­on“ für betrof­fe­ne junge Menschen im Landkreis „noch weiter verbes­sern wird“.

Nach einem spiri­tu­el­len Impuls seitens des Seelsor­ge-Teams Katrin Zeh und Stefan Fischer hatte auch Gruppen­lei­te­rin Lisl Breinich noch das Wort. Die ausge­bil­de­te Heiler­zie­hungs­pfle­ge­rin mit sieben Jahren Leitungs­er­fah­rung würdig­te das Engage­ment ihrer Kolle­gin­nen und Kolle­gen, die die Räume „im Entste­hen mit großer Hinga­be, Fleiß und Freude so gestal­tet und nichts dem Zufall überlas­sen haben, dass wir alle uns hier mächtig wohlfüh­len werden“. Beim anschlie­ßen­den Rundgang durch das große und hochwer­ti­ge Penthouse mit schönem Ausblick auf Altstadt und Wald zeigten sich Ehren­gäs­te und Mitar­bei­ten­de durch­weg angetan von der gelun­ge­nen Einrich­tung der Räumlich­kei­ten, die am 1. März von den ersten Kinder und Jugend­li­chen bezogen werden. „Hier sind wir mitten in Biber­ach, werden gemein­sam neue Sozial­räu­me erkun­den, Heimat erleben und — dessen bin ich mir sehr sicher — Wurzeln schla­gen für’s Leben“, blick­te die sicht­lich begeis­ter­te Lisl Breinich voraus auf die Einge­wöh­nungs­zeit der WG-Bewoh­nen­den in Biber­ach, die bislang in Inger­kin­gen wohnten.