HIMMELSTADT (dpa) — Liebe­voll verzier­te Kinder­brie­fe errei­chen alljähr­lich Bayerns einzi­ges Weihnachts­post­amt. Längst schrei­ben nicht nur deutsche Kinder ihre Wünsche auf. Aus Russland trudelt beson­ders viel Post ein — Überset­zungs­hil­fe kommt von unerwar­te­ter Seite.

«Kannst Du meine Hausauf­ga­ben machen?» oder «Ich wünsche mir einen echten Drachen»: Die Anlie­gen Tausen­der Kinder an Weihnachts­mann und Christ­kind lassen die treuen Helfer in Bayerns einzi­gem Weihnachts­post­amt im unter­frän­ki­schen Himmel­stadt oft schmun­zeln. Kurz vor dem 1. Advent (27. Novem­ber) trudeln nun täglich immer mehr Kinder­brie­fe ein, längst nicht nur von Kinder aus Deutschland.

«China, Russland und Taiwan sind mit Abstand beson­ders oft vertre­ten», sagt die ehren­amt­li­che Leite­rin des Weihnachts­post­amts, Rosema­rie Schot­te. Da brauche das Christ­kind so manches Mal einen Überset­zer, es antwor­te den Mädchen und Buben aller­dings auf Deutsch. Über den russi­schen Angriffs­krieg in der Ukrai­ne haben Schot­te und ihre Helfer bisher nichts in den Wunsch­zet­teln aus Russland gelesen. Hilfe bei der Überset­zung dieser Post hat Schot­te von einer geflüch­te­ten Ukrainerin.

Das gesam­te Jahr über errei­chen teils mit kleinen Recht­schreib­feh­lern gespick­te Kinder­brie­fe Himmel­stadt, bis zu 80 000 könnten es am Jahres­en­de werden. Ein Kind braucht einen Tunnel für seine Hasen, ein anderes ein Klavier. Schlag­zeug und Schwer­ter seien ebenfalls gefragt, erzählt Schot­te. «Denke an Heilig­abend auch an die armen und kranken Kinder», liest die 81-Jähri­ge aus einem Brief vor. «Danke für die Geschen­ke im letzten Jahr», steht in einem anderen.

Himmel­stadt ist eine von mehre­ren sogenann­ten Weihnachts­post­fi­lia­len in Deutsch­land. Schot­te beant­wor­tet seit 1993 Kinder­brie­fe — heuer nahezu täglich zusam­men mit etwa zehn Ehren­amt­li­chen. Mehr passen coronabe­dingt nicht in die Poststel­le. Bei beson­ders eindrück­li­chen Wunsch­zet­teln oder Bitten schreibt das Christ­kind einen persön­li­chen Brief zurück, alle anderen bekom­men ein standar­di­sier­tes Schreiben.

Das Weihnachts­post­amt in dem kleinen Dorf im Landkreis Main-Spessart gibt es seit 1986, damals kamen jedes Jahr etwa 3500 Briefe an. Wer Antwort vom Christ­kind haben möchte, sollte seinen Brief «An das Christ­kind, Kirch­platz 3, 97267 Himmel­stadt» adressieren.

Wer will, kann seinen Wunsch­zet­tel vom 1. Advent an auch persön­lich vorbei­brin­gen. Dann öffnet das Weihnachts­post­amt offizi­ell — auch Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) hat sich angekündigt.