Eine Verkehrs­blo­cka­de von Klima­ak­ti­vis­ten hat in Berlin nach Angaben der Feuer­wehr die Rettung einer lebens­ge­fähr­lich verletz­ten Radfah­re­rin massiv verzö­gert. Die Frau wurde am Montag­mor­gen in Berlin-Wilmers­dorf von einem Beton­mi­scher überrollt. Feuer­wehr-Einsatz­kräf­te mit Spezi­al­ge­rä­ten standen wegen Protes­ten von Klima­de­mons­tran­ten im Stau und trafen erst verspä­tet am Unfall­ort ein. Die Klima-Protest­grup­pe «Letzte Genera­ti­on» teilte mit, sie sei bestürzt und könne nicht ausschlie­ßen, dass die Verspä­tung der Feuer­wehr auf einen durch sie verur­sach­ten Stau zurück­zu­füh­ren sei.

Die Frau wurde am Montag­mor­gen unter dem Beton­mi­scher-Lastwa­gen einge­klemmt. Der Lkw-Fahrer wurde nach dem Unfall mit einem Messer angegrif­fen und kam verletzt ins Kranken­haus. Er wurde nach Angaben einer Polizei­spre­che­rin von einer unbekann­ten Person attackiert, als er ausstieg, um nach der Frau zu schauen.

Nach Angaben des Feuer­wehr­spre­chers standen Einsatz­kräf­te mit einem sogenann­ten Rüstwa­gen mit Spezi­al­tech­nik, die etwa zum Anheben schwe­rer Lasten einge­setzt wird, eine «recht relevan­te Zeit» im Stau auf der Stadt­au­to­bahn A100. Da die Technik nicht zur Verfü­gung stand, habe man an der Unfall­stel­le impro­vi­sie­ren müssen.

Die Spreche­rin der Klima-Protest­grup­pe «Letzte Genera­ti­on», Carla Hinrichs, sagte, die Gruppe hoffe instän­dig, dass sich der Gesund­heits­zu­stand der Frau durch die Verspä­tung des Feuer­wehr-Spezi­al­wa­gens nicht verschlim­mert habe. «Bei all unseren Protest­ak­tio­nen ist das obers­te Gebot, die Sicher­heit aller teilneh­men­den Menschen zu gewährleisten.»

Polizei kriti­siert Klimaschützer

Die Gewerk­schaft der Polizei (GdP) kriti­sier­te die Blocka­de­ak­ti­on der Klima­schüt­zer scharf. «Spätes­tens jetzt sollte man sich mal vom Märchen des harmlo­sen Protests verab­schie­den. Wer Verkehrs­we­ge blockiert, riskiert und behin­dert die Handlungs­fä­hig­keit der Inneren Sicher­heit und nimmt auch bewusst in Kauf, dass Menschen in Not länger auf Hilfe von Polizei und Feuer­wehr warten müssen», sagte Sprecher Benja­min Jendro.

Berlins Regie­ren­de Bürger­meis­te­rin Franzis­ka Giffey (SPD) sagte, es sei jetzt Aufga­be der Polizei und der Gerich­te, zu klären, inwie­weit die Aktivis­ten eine Schuld daran trügen, dass dem Unfall­op­fer nicht schnel­ler gehol­fen werden konnte.

Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) appel­lier­te an die Klima­ak­ti­vis­ten, ihre Aktio­nen dürften nicht zur Gefähr­dung anderer beitra­gen. «Ich glaube, dass wir kriti­sche Haltung, kriti­schen Protest, akzep­tie­ren müssen. Dass die Aktio­nen jetzt nicht auf sehr weitrei­chen­den Beifall gesto­ßen sind, ist auch offen­sicht­lich», sagte Scholz.

Das Gleiche gelte auch mit Blick auf Kunst­wer­ke, die im Zuge von Protest­ak­tio­nen beschä­digt würden. Aktivis­ten der «Letzten Genera­ti­on» hatten vor rund einer Woche im Potsda­mer Museum Barba­ri­ni ein mehr als 100 Millio­nen Euro teures Gemäl­de mit Kartof­fel­brei bewor­fen. Passiert ist dem Kunst­werk dabei nichts, da es von einer Glasschicht geschützt war.