OCHSENHAUSEN — Es war eine enge, hart umkämpf­te Partie zum Abschluss des 2. TTBL-Spiel­tags am Montag­abend in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle mit Happy­end für die TTF Liebherr Ochsen­hau­sen. Durch den 3:1‑Erfolg der TTF-Asse gegen den TSV Bad Königs­ho­fen, gegen den sie am 23.09. auch im Pokal ran müssen, haben die Oberschwa­ben ihr Punkte­kon­to auf 4:0 aufge­stockt und dürfen sich über einen perfek­ten Start in die neue Runde freuen. 

Doch das Spiel stand auf des Messers Schnei­de, um ein Haar hätte sich der Gast aus Unter­fran­ken ins Doppel geret­tet. Doch Kanak Jha, der seine beiden Matches gewann, bewies gerade für einen jungen Spieler erstaun­lich gute Nerven und besieg­te am Ende den erfah­re­nen Basti­an Steger, der mit seinen 41 Jahren immer noch tolles Tisch­ten­nis zeigt, denkbar knapp. Drei Stunden Spiel­dau­er und 10:7 Sätze zu Gunsten der TTF dokumen­tie­ren, dass es keine leich­te Übung war. 

Kanak Jha legt vor, Can Akkuzu verliert, Alvaro Robles mit Klasseleistung 

Da Simon Gauzy diesmal nicht zur Verfü­gung stand, musste Kanak Jha Verant­wor­tung überneh­men und als Nummer eins in den Ring steigen. Und der 22-jähri­ge US-Ameri­ka­ner wurde dieser Rolle gerecht und ging als Leader voran. Zunächst musste er gegen den Kroaten Filip Zeljko ran, einen unange­neh­men Gegner, der sich zuletzt stark verbes­sert hat und inzwi­schen auf Platz 76 der Weltrang­lis­te angekom­men ist. Es wurde die erwar­tet schwie­ri­ge Übung, bei der der Ochsen­hau­ser sogar einen zwischen­zeit­li­chen 1:2‑Satzrückstand kompen­sie­ren musste, im vierten und fünften Durch­gang dann aber relativ deutlich die Nase vorn hatte. 

Can Akkuzu war nun an der Reihe. Da Simon Gauzy bereits zum WTT-Tunier in den Oman geflo­gen war, hatte der Trainer die Qual der Wahl zwischen Akkuzu und Samuel Kulczy­cki – Alvaro Robles sollte auf jeden Fall spielen. Akkuzu war in der Nacht zuvor erst vom WTT-Feeder-Turnier aus Bulga­ri­en zurück­ge­kehrt und hatte dort sehr gut gespielt. Unter anderem hatte er den starken Taiwa­ner Chen Chien-An ausge­schal­tet, erst im Viertel­fi­na­le erfolg­te das Aus gegen den späte­ren Finalis­ten Zhou Kai (China) in fünf Sätzen. Samuel Kulczy­cki hatte in Panagy­urish­te kein Losglück gehabt, der 20-Jähri­ge musste sich bereits in der 1. Runde mit dem späte­ren Turnier­sie­ger Zhou Qihao (China) duellie­ren und zog trotz guter Gegen­wehr mit 1:4 den Kürze­ren. Akkuzu fühlte sich frisch und wollte unbedingt spielen. Somit blieb Kulczy­cki auf der Bank, der aber im Doppel an der Seite von Robles zum Einsatz gekom­men wäre, was dann aber nicht mehr nötig war. Aller­dings traf der Franzo­se in Basti­an Steger auf einen sehr erfah­re­nen Gegner, der vielleicht nicht mehr ganz so schnell wie früher sein mag, dafür aber vieles mit gutem Auge und vor allem reich­lich Erfah­rung kompen­siert. Zudem hatte der frühe­re deutsche Natio­nal­spie­ler einen guten Tag erwischt und ließ dem 25-jähri­gen Ochsen­hau­ser beim 3:1 diesmal keine echte Chance. In der Rückrun­de der Saison 2021/22 hatte Akkuzu Steger noch besie­gen können. 

Jedem war klar, dass das dritte Match des Abends richtungs­wei­send sein würde. Dort traf Neuzu­gang Alvaro Robles auf DTTB-Natio­nal­spie­ler Kilian Ort. Keine einfa­che Aufga­be, doch der Links­hän­der aus Spani­en spiel­te diesmal mit viel Übersicht und löste sie mit Bravour. Im Gegen­satz zu seinem Zitter­sieg gegen Fuldas Alexand­re Cassin acht Tage zuvor, war er diesmal kein bisschen nervös. Er schlug seinen gewiss nicht schwa­chen Gegner ohne Satzver­lust mit 11:6, 11:9 und 11:9.

Kanak Jha vs. Basti­an Steger: Nichts für schwa­che Nerven 

Kanak Jha wollte im Duell der Spitzen­spie­ler gegen Steger den Sack zumachen und anfäng­lich schien er auf sehr gutem Kurs zu sein. Mit 2:0 Sätzen ging der US-Boy in Führung und lag im dritten Durch­gang mit 3:0 in Front, musste dann aber eine Toilet­ten­pau­se einle­gen und fand danach erst einmal nicht mehr in seinen Rhyth­mus. Der Satz ging an Steger und der nachfol­gen­de noch deutli­cher. Im Entschei­dungs­durch­gang wurde es dann eine ganz enge Geschich­te. Zunächst war der Ochsen­hau­ser obenauf (4:0), dann kam Steger auf 3:4 heran, Jha nahm ein Time-out, das ihm indes nicht half, denn kurz darauf stand es 7:4 für seinen Gegner. Er steck­te aber nicht auf und ergriff wieder die Initia­ti­ve, so dass er nach vier Punkten in Folge mit 8:7 in Führung gehen konnte. Bei 10:9 hatte er dann einen Match­ball, konnte ihn jedoch nicht verwer­ten. Steger stand bei einer 11:10-Führung dann seiner­seits dicht vor dem Sieg in jenem sehens­wer­ten Match, doch der Ochsen­hau­ser behielt die Nerven und durfte nach drei Punkten in Serie seinen Erfolg und damit den Sieg seines Teams bejubeln. 

TTF mit weißer Weste auf Platz 2 

Die TTF gehören gemein­sam mit Düssel­dorf und Bremen zu einem Trio mit weißer Weste an der Ligaspit­ze und belegen momen­tan Platz zwei in der Tabel­le, was natür­lich nur eine Moment­auf­nah­me ist – nach zwei Spiel­ta­gen hat die Tabel­le noch nicht allzu viel Aussa­ge­kraft. Nichts­des­to­we­ni­ger darf man sich zunächst einmal über den gelun­ge­nen Auftakt freuen, zumal man gegen zwei starke Gegner, die beide zu den Rivalen im Kampf um die Play-offs zu zählen sind, die volle Ausbeu­te einge­fah­ren hat. 

Am kommen­den Sonntag müssen die TTF erstmals auswärts in die Box. Gastge­ber ist der TTC Schwal­be Bergneu­stadt, der mit 2:2 Punkten in die Saison gestar­tet ist und als heimstark gilt – erneut eine echte Heraus­for­de­rung für das Team von Fu Yong. 

„Tolle, homoge­ne Teamleis­tung“: TTF-Stimmen zum Spiel 

„Ich kann mit unseren bishe­ri­gen Leistun­gen in dieser noch jungen Saison wirklich sehr zufrie­den sein und bin stolz auf die Jungs“, sagte Cheftrai­ner Fu Yong. „Wir haben letzte Woche hart und inten­siv trainiert und waren gut vorbe­rei­tet. Kanak hat sehr gut gekämpft, aber auch die anderen haben mich nicht enttäuscht. Auf der heuti­gen Leistung können wir aufbau­en und wollen genau da weitermachen.“ 

„Ich bin sehr glück­lich, aber jetzt auch ein bisschen müde“, so Kanak Jha. „Es war ein sehr enges Spiel gegen einen starken Gegner. Ich freue mich sehr für das Team und bin auch mit meiner eigenen Leistung recht zufrie­den. Ich denke, ich hatte in den beiden schwe­ren Spielen einen guten Kopf und habe oft die richti­gen Entschei­dun­gen getroffen.“ 

„Ein sehr schwe­res Spiel war das heute, das sehr ausge­gli­chen verlief mit vielen engen Sätzen“, sagte Alvaro Robles. „Umso schöner, dass wir aufgrund unserer guten Mannschafts­leis­tung gewin­nen konnten. Ich freue mich, dass ich auch zu unserem Sieg beitra­gen konnte.“ 

„Eine tolle, homoge­ne Teamleis­tung, schön das zu sehen“, freute sich TTF-Präsi­dent Kristi­jan Pejino­vic. „Beson­ders freut es mich für Kanak, der heute gezeigt hat, dass er auch Verant­wor­tung überneh­men und als Nummer eins voran­ge­hen kann, wenn Simon mal nicht spielt. Es zahlt sich aus, wenn man den Jungs Vertrau­en schenkt. Auch Alvaro hat mich heute sehr überzeugt.“ Pejino­vic fügt hinzu: „Der große Kader, das erweist sich schon jetzt, ist sehr positiv für uns und gibt dem Trainer mehr Luft und Spiel­raum, gerade weil ständig irgend­wo WTT-Turnie­re statt­fin­den. Die größte Kunst ist die Dispo­si­ti­on und das Manage­ment, um die Spieler zum richti­gen Zeitpunkt zur Verfü­gung zu haben. Wahrschein­lich wird das für die nächs­ten Jahre so gelten.“ 

TTF Liebherr Ochsen­hau­sen – TSV Bad Königs­ho­fen 3:1

Kanak Jha – Filip Zeljko 3:2 (12:10, 8:11, 6:11, 11:7, 11:6)

Can Akkuzu – Basti­an Steger 1:3 (7:11, 7:11, 11:8, 3:11)

Alvaro Robles – Kilian Ort 3:0 (11:6, 11:9, 11:9)

Kanak Jha – Basti­an Steger 3:2 (14:12, 11:6, 7:11, 4:11, 13:11)