BERLIN/MÜLHEIM AN DER RUHR/MONTREAL (dpa) – Eine Turbi­ne ist zum Symbol für den deutsch-russi­schen Gas-Streit gewor­den. Auf dem Weg von Kanada nach Russland hängt sie derzeit in Mülheim an der Ruhr fest. Nun kommt der Kanzler vorbei.

Bundes­kanz­ler Olaf Scholz hat Russland indirekt vorge­wor­fen, Vorwän­de für die ausblei­ben­den Gaslie­fe­run­gen zu nutzen. Die Turbi­ne für die Pipeline Nord Stream 1 sei jeder­zeit einsetz­bar und könne gelie­fert werden, sagte der SPD-Politi­ker bei einem Besuch des Energie­tech­nik-Konzerns Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr. Dort ist die Maschi­ne auf dem Weg von Kanada nach Russland zwischengelagert.

«Die Turbi­ne ist da, sie kann gelie­fert werden, es muss nur Jemand sagen, ich möcht sie haben, dann ist sie ganz schnell da», beton­te Scholz. Dem Gastrans­port durch Nord Stream 1 stehe dann nichts mehr im Weg. «Alle vorge­brach­ten techni­schen Gründe sind nicht auf einer Fakten­ba­sis nachvoll­zieh­bar», sagte der Kanzler.

Fehlen­de Turbi­ne als Vorwand

Seit Juni hat Russland die Gaslie­fe­run­gen über Nord Stream 1 zurück­ge­fah­ren. Der Energie­kon­zern Gazprom begrün­de­te dies mit der fehlen­den Turbi­ne. Sie sei wichtig, um den nötigen Druck zum Durch­pum­pen des Gases aufzu­bau­en. Gazprom warf seinem Vertrags­part­ner Siemens Energy wieder­holt vor, nicht die nötigen Dokumen­te und Infor­ma­tio­nen zur Repara­tur der Maschi­ne übermit­telt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwür­fe zurück.

Scholz beton­te, es gebe keine Gründe, warum die Turbi­ne nicht gelie­fert werden könne. Sie sei nicht nur in perfek­tem Zustand, ihrer Nutzung stünden auch keiner­lei Gas-Sanktio­nen entge­gen. Man müsse sich angesichts des russi­schen Kriegs in der Ukrai­ne aber bewusst sein, «dass es jeder­zeit irgend­wel­che vorge­scho­be­nen, vorge­brach­ten Gründe geben kann, die dazu führen, dass irgend­et­was nicht funktio­niert», sagte der Kanzler.