ESSLINGEN/NÜRTINGEN (dpa) — SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz hat im Endspurt zur Bundes­tags­wahl nochmal um Stimmen in der langjäh­ri­gen CDU-Hochburg Baden-Württem­berg gekämpft. Nach seinem Auftritt vor dem Finanz­aus­schuss des Bundes­tags zu Geldwä­sche-Ermitt­lun­gen kam der 63-jähri­ge Finanz­mi­nis­ter am Montag noch zu zwei Wahlkampf­auf­trit­ten nach Nürtin­gen und Esslin­gen. Scholz warnte davor, sich auf den Umfra­gen, in denen die SPD vor der Union führt, auszu­ru­hen. Das Motto heiße: «Auf dem Teppich bleiben.» Wer ihn als Bundes­kanz­ler wolle, müsse auch die SPD wählen. Scholz hatte am Morgen in Berlin Vorwür­fe gegen die Anti-Geldwä­sche-Einheit FIU zurückgewiesen.

In Nürtin­gen sagte der Vize-Kanzler vor etwa 300 Zuhörern am frühen Nachmit­tag: «Ich hatte noch was in Berlin zu tun.» Am Wochen­en­de hatte Scholz noch erklä­ren lassen, er könne wegen dreier lange geplan­ter Wahlkampf­ter­mi­ne nicht in Präsenz an der Ausschuss­sit­zung in Berlin teilneh­men, sondern nur digital. Die Union hatte das heftig kriti­siert. Schließ­lich erschien Scholz doch vor dem Ausschuss und sagte dafür seinen ersten Termin im Wahlkampf in Tübin­gen ab. In Esslin­gen beton­te er am späten Nachmit­tag vor Journa­lis­ten erneut, unter seiner Regie sei die Anti-Geldwä­sche-Einheit perso­nell aufge­stockt und technisch besser ausge­rüs­tet worden.

Bei beiden Auftrit­ten hielt Scholz der Union erneut vor, die Steuern für Besser­ver­die­nen­de senken zu wollen. Das sei «unfinan­zier­bar, unsoli­da­risch und völlig aus der Zeit gefal­len». In Nürtin­gen wurde Scholz anläss­lich des Weltkin­der­tags von den zwei Kinder­re­por­tern David und Kim (beide elf Jahre) befragt. David fragte, ob Scholz traurig sei, wenn er etwas Schlech­tes über sich lese oder höre. «Mal so, mal so», antwor­te­te der 63-Jähri­ge. Wenn er etwa in der «Tages­schau» kriti­siert werde, versu­che er sich immer vorzu­stel­len, eine Freun­din oder ein Arbeits­kol­le­ge hätten ihn gerügt. «Dann kann man das gut verkraften.»