KIEW (dpa) — In seiner Wortwahl bleibt der ukrai­ni­sche Präsi­dent nach seinem Gespräch mit dem Bundes­kanz­ler freund­lich, aber zurück­hal­tend. Anders sieht es mit Blick auf den franzö­si­schen Regie­rungs­chef aus.

Nach Spannun­gen im Verhält­nis zwischen Kiew und Berlin hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj sein Telefo­nat mit Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) als «recht produk­tiv» bezeichnet.

Man habe unter anderem über militä­ri­sche Unter­stüt­zung für die Ukrai­ne gespro­chen, teilte Selen­skyj in der Nacht zum Mittwoch in seiner tägli­chen Video­an­spra­che mit. Er habe Scholz über die aktuel­le militä­ri­sche Lage und ihre mögli­che künfti­ge Entwick­lung infor­miert, sagte der Präsident.

Etwas andere Worte wählte Selen­skyj, um sein Gespräch mit dem franzö­si­schen Präsi­den­ten Emmanu­el Macron zu beschrei­ben. Diese Unter­hal­tung sei «substan­zi­ell und lang» gewesen, sagte er. Es sei unter anderem um die nächs­te Runde der europäi­schen Sanktio­nen gegen Russland sowie die Pläne der Ukrai­ne für einen raschen Beitritt zur Europäi­schen Union gegangen.

Dem Élysé­e­pa­last zufol­ge stell­te Macron in Aussicht, dass die Waffen­lie­fe­run­gen aus Frank­reich weiter­ge­hen und inten­si­ver würden. Er habe auch bestä­tigt, dass über den ukrai­ni­schen EU-Beitritt im Juni beraten werden solle.

Zu Irrita­tio­nen im deutsch-ukrai­ni­schen Verhält­nis kam es Mitte April. Die ukrai­ni­sche Seite lehnte einen Besuch von Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er in Kiew ab, dem sie vorwarf, einst als SPD-Außen­mi­nis­ter eine pro-russi­sche Politik verfolgt zu haben. Scholz wollte darauf­hin nicht nach Kiew fahren. Die Spannun­gen wurden den Regie­run­gen zufol­ge mit klären­den Gesprä­chen Anfang Mai gelöst.

Selen­skyj, der am Diens­tag­abend auch per Video­schal­te beim Filmfes­ti­vals in Cannes zugeschal­tet war, beton­te, dass die Ukrai­ne siegen werde und unabhän­gig bleibe. Dabei erinner­te er auch an den vorige Woche gestor­be­nen ersten Präsi­den­ten der unabhän­gi­gen Ukrai­ne, Leonid Krawtschuk. Selen­skyj hatte am Diens­tag in Kiew an der Trauer­fei­er teilgenommen.