BERLIN (dpa) — Seit Wochen kennt die Sieben-Tage-Inzidenz nur einen Trend: aufwärts. Nun gibt es erstmals wieder einen kleinen Knick. Ist das schon ein Hoffnungszeichen?

Die bundes­wei­te Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag erstmals seit etwa einem Monat wieder leicht gesun­ken. Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) gab den Wert der Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner und Woche am Diens­tag­mor­gen mit 452,2 an.

Am Montag war ein Höchst­wert von 452,4 erreicht worden. Einen Rückgang hatte es zuletzt vom 2. auf den 3. Novem­ber gegeben, von 153,7 auf 146,6. In den Tagen darauf waren die Werte jeweils deutlich gestie­gen, teils um mehr als 15 täglich. Zuletzt hatte der Anstieg eine etwas gerin­ge­re Inten­si­tät. Das RKI kommen­tiert einzel­ne Werte zum Infek­ti­ons­ge­sche­hen nicht.

Nähern wir uns einem Plateau?

Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der binnen sieben Tagen gemel­de­ten Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner an. Einen Hinweis darauf, dass sich das Infek­ti­ons­ge­sche­hen womög­lich einem Plateau nähert, liefert aktuell auch der sogenann­te R‑Wert. Im Lagebe­richt des RKI vom Montag wurde er mit 0,93 angege­ben, bei weiter sinken­der Tendenz. Der Bonner Virolo­ge Hendrik Streeck bezeich­ne­te das als «sehr gutes Zeichen». Es gebe vorsich­ti­ge Hoffnung, dass die Infek­ti­ons­zah­len nicht weiter stiegen, sondern eine Art Plateau erreicht würde, sagte er der Medien­grup­pe RTL.

Ein R‑Wert von 0,93 bedeu­tet, dass 100 Infizier­te rechne­risch 93 weite­re Menschen anste­cken. Der R‑Wert bildet jeweils das Infek­ti­ons­ge­sche­hen vor etwa 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er anhal­tend über 1, steigen die Fallzah­len, liegt er anhal­tend darun­ter, sinken sie — je deutli­cher, umso schnel­ler. Aller­dings hatten sich zuletzt Berich­te gemehrt, dass die immense Zahl der Neuin­fek­tio­nen von einzel­nen Gesund­heits­äm­tern kaum mehr in Gänze erfasst werden könne. Das könnte zu Verzer­run­gen bei den Statis­ti­ken führen.

Die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land melde­ten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 45.753 Corona-Neuin­fek­tio­nen. Das geht aus Zahlen hervor, die das RKI-Dashboard am Diens­tag (Stand: 03.35 Uhr) wieder­gab. Vor genau einer Woche waren es 45.326 Ansteckungen.

Deutsch­land­weit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 388 Todes­fäl­le verzeich­net. Vor einer Woche waren es 309 Todes­fäl­le. Auch bei Errei­chen eines Plateaus oder einem Rückgang beim Infek­ti­ons­ge­sche­hen ist zunächst mit einem weite­ren Anstieg der tägli­chen Toten­zahl zu rechnen, da zwischen Infek­ti­on und in der Statis­tik erfass­tem Tod einige Zeit liegt.

Patien­ten, die sich in den vergan­ge­nen zehn Tagen mit Corona angesteckt haben und eine Behand­lung brauchen, kämen in den kommen­den zehn, zwölf Tagen in die Kranken­häu­ser, hatte der Vorstands­vor­sit­zen­de der Deutschen Kranken­haus­ge­sell­schaft, Gerald Gaß, am Montag erklärt. «Das heißt: Egal, was wir jetzt machen an Lockdown — in den nächs­ten zehn, zwölf Tagen werden weite­re Tausen­de von Patien­ten in die Kranken­häu­ser kommen und auch auf die Inten­siv­sta­tio­nen», sagte er im Deutschlandfunk.

Das RKI zählte seit Beginn der Pande­mie 5.836.813 nachge­wie­se­ne Infek­tio­nen mit Sars-CoV‑2. Die tatsäch­li­che Gesamt­zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infek­tio­nen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Klini­ken aufge­nom­me­nen Corona-Patien­ten je 100.000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen gab das RKI am Montag mit 5,52 an (Freitag: 5,97). Am Wochen­en­de wird der Wert nicht gemel­det. Er spielt eine wesent­li­che Rolle für die Beurtei­lung des Infek­ti­ons­ge­sche­hens. Bei Überschrei­tung der Grenz­wer­te 3, 6 und 9 in den Bundes­län­dern können dort jeweils schär­fe­re Maßnah­men zur Bekämp­fung der Pande­mie verhängt werden.

Die Zahl der Genese­nen gab das RKI am Diens­tag mit 4.893.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Betei­li­gung einer nachge­wie­se­nen Infek­ti­on mit Sars-CoV‑2 gestor­ben sind, stieg auf 101.344.