MÜNCHEN (dpa) — «Die Würfel sind gefallen», erklärt der CSU-Chef. Er werde Laschet nun ohne Groll und mit voller Kraft unterstützen. Die Kontroverse in der Union um die K‑Frage könnte dennoch weitergehen.
CSU-Chef Markus Söder hat das klare Vorstandsvotum der CDU für ihren Parteichef Armin Laschet als Kanzlerkandidaten der Union akzeptiert.
«Mein Wort, das ich gegeben habe, gilt», sagte der bayerische Ministerpräsident in München. «Die Würfel sind gefallen, Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union.» Er werde Laschet ohne Groll und mit voller Kraft unterstützen. Nun gehe es darum zusammenzustehen.
Söder zieht damit rund zwölf Stunden nach dem Beschluss des CDU-Führungsgremiums seinerseits einen Schlussstrich unter den seit mehr als einer Woche bestehenden Machtkampf mit Laschet um die Kandidatur. Ob damit aber die kontroverse Debatte um die Kanzlerkandidatur in der Union gänzlich beendet ist, bleibt dennoch abzuwarten.
Mit Spannung erwartet wird insbesondere die Reaktion der Unionsfraktion am Nachmittag im Bundestag sowie die Rückmeldungen von der CDU-Basis in den kommenden Tagen. Hier hatte es in den vergangenen Tagen auch großen Zuspruch für Söder gegeben.
Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte wertete das Votum für Laschet bereits als «Entscheidung gegen die CDU-Basis». Die Stimmung in Thüringen sowie in mehreren anderen Landesverbänden sei deutlich für Söder als Kanzlerkandidat, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Er gehe aber davon aus, dass Söder einen Kanzlerkandidat Laschet im Bundestagswahlkampf unterstützten werde. «Wir sind jetzt gut beraten, uns hinter Armin Laschet zu versammeln und uns auf Inhalte zu konzentrieren.»
In einer digitalen Sondersitzung des CDU-Vorstands hatten in der Nacht zum Dienstag 31 von 46 stimmberechtigten Vorstandsmitgliedern in geheimer Wahl für den eigenen Parteivorsitzenden Laschet als Kanzlerkandidaten plädiert (77,5 Prozent). Nur 9 stimmten für Söder (22,5 Prozent), 6 enthielten sich.
Söder und die CSU hatten die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur erst am Montagnachmittag nach einem einwöchigen nervenaufreibenden Machtkampf in die Hand der CDU gelegt. Dies entscheide die CDU jetzt «souverän», hatte er gesagt. «Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung.»
Nach Söders Statement sicherte CSU-Generalsekretär Markus Blume der Schwesterpartei Unterstützung zu. «Wir haben eine Entscheidung — und das ist gut so», sagte Blume. Söders Bereitschaft zur Kandidatur sei ein Angebot an die Union gewesen, an die eigenen Anhänger und das ganze Land. «Es war ein verdammt gutes Angebot», bekräftigte Blume. Söder habe in diesen Tagen gezeigt, welche Zugkraft er für die Union entfalten könne. Umso bedeutender sei, dass er sich jetzt in den Dienst der gemeinsamen Sache stelle. Die CSU bleibe «klar im Kurs und souverän im Stil».
«Markus Söder begeistert, und lassen Sie mich ganz persönlich sagen: Markus Söder war erkennbar der Kandidat der Herzen», sagte Blume. «Aber in der Demokratie und gerade auch in der innerparteilichen Demokratie entscheidet etwas anderes, nämlich am Ende die Mehrheit. Deshalb respektieren wir das Ergebnis, und deshalb ist Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Union.»
Noch kritischer hatte sich zuvor Alexander Dobrindt geäußert, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Das Verfahren hinterlasse «durchaus einige Fragezeichen», sagte er in Berlin. Es habe aber ein Ergebnis gebracht. «Und mit dem Ergebnis muss man umgehen.» Politiker seien alle «Kinder von Gremien», sagte Dobrindt. «Wir leben alle in Gremien.» Aber: «Wir erleben natürlich auch, dass Gremien nur so lange funktionsfähig sind, solange ihre Entscheidungen auf Akzeptanz stoßen.»
Auch in den anderen Parteien hatte der unionsinterne Machtkampf für Gesprächsstoff gesorgt. Die Reaktionen auf die mögliche Vorentscheidung ließen dementsprechend nicht lange auf sich warten.
«Nach Wochen unermüdlicher Grabenkriege» hätten die «CDU-Altvorderen» Armin Laschet durchgedrückt, sagte die Co-Parteichefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, der Deutschen Presse-Agentur. «Ich will gar nicht wissen, womit die CDU hinter verschlossenen Türen Markus Söder zum Rückzug gezwungen hat, aber eine souveräne Kandidatenkür sieht anders aus.»
Laschet sei «der maximale Krampf-Kandidat einer krisengeschüttelten und von Korruption gebeutelten Union», fügte sie hinzu. «Was SPD und Grüne mit ihm anfangen wollen, bleibt ihr Geheimnis.»