Pfleger, die skeptisch sind. 60-Jähri­ge, die jetzt schon den Ärmel hochkrem­peln wollen für die Covid-19-Impfung. Wer wann geimpft wird und welches Vakzin wohl am besten ist, wird heiß disku­tiert. Zwei Stunden lang haben Spahn, Wieler und Co. Fragen beantwortet.

Wer vom Staat eine Impfung gegen Covid-19 angebo­ten bekommt, wird sich den verab­reich­ten Impfstoff vorerst nicht aussu­chen können.

Eine solche Auswahl zu treffen, sei aufgrund der derzeit noch herrschen­den Knapp­heit «im Moment und auch abseh­bar» nicht möglich, beton­te Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) am Samstag in einer Online-Diskussionsrunde.

Zu Berich­ten über überschüs­si­gen, bereits aus der Kühlung genom­me­nen Impfstoff an einzel­nen Stand­or­ten sagte der Minis­ter, an der festge­leg­ten Priori­sie­rung bestimm­ter Gruppen müsse unbedingt festge­hal­ten werden. Dennoch müsse im konkre­ten Fall auch pragma­tisch entschie­den werden — beispiels­wei­se könnten dann Mitglie­der des Impfteams das Vakzin erhal­ten. «Im Zweifel ist alles besser als etwas wegwer­fen», sagte Spahn.

Der Vorsit­zen­de der Ständi­gen Impfkom­mis­si­on, Thomas Mertens, sagte, die beiden bislang in Europa zugelas­se­nen Impfstof­fe der Firmen Biontech und Moder­na seien «äquiva­lent in Wirksam­keit und Sicher­heit». Es sei jetzt noch zu früh, um entspre­chen­de Aussa­gen für weite­re Impfstof­fe zu treffen, bei denen das Zulas­sungs­ver­fah­ren noch nicht abgeschlos­sen sei.

Um einen ausrei­chen­den Schutz vor Covid-19 zu gewähr­leis­ten, muss der Impfstoff nach Angaben der Exper­ten zweimal verab­reicht werden — mit einem Abstand von mindes­tens drei (bei Biontech) bis vier (Moder­na) Wochen. Andern­falls droht laut Mertens nicht nur ein zu schwa­cher Schutz für den Betrof­fe­nen. Es bestehe auch die Sorge, dass dadurch die Entste­hung von Mutatio­nen des Virus, die gegen den Impfstoff immun seien, begüns­tigt werden könnten.

Auf die Frage, ob es möglich wäre, einer Person Impfstof­fe verschie­de­ner Herstel­ler zu verab­rei­chen, sagte Mertens, dies sei auch bei Impfstof­fen, die auf einem gleichen Wirkprin­zip basier­ten, «auf keinen Fall» möglich. Denn dazu gebe es bislang «Null Daten».

Laut Spahn wurden seit dem Impfstart in Deutsch­land Ende Dezem­ber über eine halbe Milli­on Menschen ein erstes Mal gegen Covid-19 geimpft. Kriti­kern, die über den schlep­pen­den Start der Impfkam­pa­gne klagen und dies mit den aktuell gelten­den Kontakt­be­schrän­kun­gen verknüp­fen, hielt er entge­gen: «Das Impfen jetzt würde nicht den Lockdown jetzt unnötig gemacht haben.» Das zeige die Lage in Israel und Großbri­tan­ni­en, wo jeweils bereits ein größe­rer Anteil der Bevöl­ke­rung geimpft wurde.

Masken, Abstand und andere Schutz­maß­nah­men gegen die Verbrei­tung des Corona­vi­rus müssen nach Einschät­zung des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) trotz des Impfstarts unbedingt weiter beach­tet werden. Das zeige ein Blick auf die Zahl der mit dem Virus infizier­ten Menschen, die täglich sterben, sagte RKI-Präsi­dent Lothar Wieler. Deutsch­land sei immer noch in einer «schwie­ri­gen Situation».

Angesichts der bislang eher niedri­gen Bereit­schaft des medizi­ni­schen Perso­nals, sich impfen zu lassen, rief Wieler dringend dazu auf, alle Infor­ma­ti­ons­an­ge­bo­te der staat­li­chen Gesund­heits­be­hör­den zu nutzen und im Zweifel dort auch nachzu­fra­gen. «Ich höre immer wieder, dass manche Pflege­kräf­te befürch­ten, dass sie unfrucht­bar werden von Impfun­gen. Das ist einfach eine Falschmeldung.»

Aktuell werden vor allem Hochbe­tag­te sowie Bewoh­ner und Mitar­bei­ter von Alten- und Pflege­hei­men sowie medizi­ni­sches Perso­nal mit beson­ders hohem Risiko geimpft. In der zweiten Gruppe kommen unter anderem Menschen im Alter zwischen 75 und 79 Jahren an die Reihe. Wer etwa in einer Gemein­schafts­un­ter­kunft wohnt oder engen Kontakt mit einer Schwan­ge­ren hat, zählt zu Gruppe Drei. Laut der am Freitag aktua­li­sier­ten Empfeh­lung der Impfkom­mis­si­on gehören Lehrkräf­te und Erzie­he­rin­nen zur Gruppe mit Priori­tät Vier, Beschäf­tig­te im Einzel­han­del und Menschen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren zählen zu Gruppe Fünf.