Zum Jahres­wech­sel sind die Infek­ti­ons­zah­len noch nicht gebremst. Die Regie­rung mahnt deswe­gen zu Vorsicht. Große Erwar­tun­gen ruhen auf den nun gestar­te­ten Impfun­gen. Wie schnell können die nächs­te Liefe­run­gen kommen?

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn hat wegen der kriti­schen Corona-Lage zu ruhigen Silves­ter­fei­ern aufge­ru­fen und steuert nach Protes­ten beim ersten Impfstoff-Nachschub für 2021 nach.

«Es ist notwen­dig, dass dieses das wahrschein­lich ruhigs­te Silves­ter werden wird, an das sich Deutsch­land erinnern kann», sagte der CDU-Politi­ker in Berlin. Er bat für Anlauf­schwie­rig­kei­ten bei Impfun­gen um Geduld, der Start sei aber insge­samt gelungen.

Mit dem Herstel­ler Biontech wurde laut Minis­te­ri­um verein­bart, dass die nächs­te Liefe­rung wie ursprüng­lich geplant schon nächs­te Woche kommt — am 8. Januar. Mehre­re Bundes­län­der hatten zuvor gegen eine kurzfris­tig drohen­de Liefer­lü­cke in der ersten Kalen­der­wo­che 2021 protestiert.

Spahn versi­cher­te, es werde alles dafür getan, schnellst­mög­lich so viel Impfstoff für Deutsch­land zur Verfü­gung zu haben, wie es gehe. Nach Minis­te­ri­ums­an­ga­ben wurden bis Jahres­en­de wie vorge­se­hen 1,3 Millio­nen Dosen an die Länder gelie­fert — dabei decke eine am Mittwoch erfolg­te Liefe­rung nach Planun­gen von Biontech auch die erste Januar­wo­che ab. Nach der Liefe­rung am 8. Januar solle die nächs­te am 18. Januar kommen, ab dann vorerst wöchent­lich jeweils montags. Dabei würden anfangs etwa 670.000 Dosen pro Woche geliefert.

Mehre­re Länder hatten ursprüng­li­che Ankün­di­gun­gen kriti­siert, wonach erst in der zweiten Kalen­der­wo­che 2021 Nachschub kommen sollte — am 11. Januar. Berlins Gesund­heits­se­na­to­rin Dilek Kalay­ci (SPD) hatte vor «sehr großen Schwie­rig­kei­ten» gewarnt, «da wir aufbau­end auf diese Zusagen unsere Planun­gen gemacht haben». Sie bat den Bund, die Liefe­rung stabi­ler und zügiger zu organi­sie­ren. «Wir können hier nicht alles vorbe­rei­ten und dann so eine Bremse bekom­men.» Auch Bayerns Ressort­che­fin Melanie Huml (CSU) hatte es als unver­ständ­lich kriti­siert, wie «eine komplet­te Liefe­rung einfach entfal­len kann».

Spahn sagte grund­sätz­lich zu den Impfun­gen, es rucke­le an manchen Stellen. «Aber die größte Impfkam­pa­gne in der Geschich­te Deutsch­lands ist erfolg­reich angelau­fen.» Er verste­he Ungeduld. Der Impfstoff sei aber zu Beginn weltweit knapp. Man solle nicht verges­sen, dass es so schnell in der Pande­mie einen Impfstoff gebe. Dies sei Anlass zu Freude. Nach dem ersten zugelas­se­nen Impfstoff seien Zug um Zug mehr Dosen und voraus­sicht­lich auch weite­re Impfstof­fe zu erwarten.

Mit Blick auf eine Eindäm­mung der Pande­mie bekräf­tig­te Spahn: «Die Infek­ti­ons- und Todes­zah­len zeigen, dass wir von einer Norma­li­tät, wie wir sie uns wünschen, noch sehr weit entfernt sind.» Er sehe nicht, «wie wir in dieser Situa­ti­on zurück­keh­ren können in den Modus vor dem Lockdown, so schwer es fällt.» Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) und die Minis­ter­prä­si­den­ten wollen am 5. Januar erneut beraten — ein Mitte Dezem­ber begon­ne­ner Lockdown mit der Schlie­ßung auch von Schulen und weite­ren Einrich­tun­gen läuft vorerst bis 10. Januar.

Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) warnte vor Nachläs­sig­keit bei Regeln zu Abstand und Masken­tra­gen. Trotz der Impfung müssten sich in den nächs­ten Monaten alle weiter daran halten und Kontak­te einschrän­ken. RKI-Präsi­dent Lothar Wieler sagte mit Blick auf Silves­ter: «Je weniger inten­siv man feiert, desto besser werden wir im Januar daste­hen. Und je inten­si­ver Leute feiern, je mehr Menschen sich treffen dort, desto schlech­ter werden die Zahlen sein.»

Der Präsi­dent des Paul-Ehrlich-Insti­tuts (PEI), Klaus Cichutek, rief dazu auf, sich impfen zu lassen. «Wir haben einen sehr wirksa­men Impfstoff, der nach allen Regeln der Kunst geprüft wurde. Haben Sie Vertrau­en. Ein kleiner Piks schützt vor einer gefähr­li­chen Infektionskrankheit.»

Die Zahl der gemel­de­ten Toten in Zusam­men­hang mit dem Corona­vi­rus überstieg zum ersten Mal die Marke von 1000. Binnen einen Tages übermit­tel­ten die Gesund­heits­äm­ter 1129 neue Todes­fäl­le, wie das RKI am Mittwoch­mor­gen bekannt­gab. Spahn sagte: «1129 Famili­en werden diesen Jahres­wech­sel in Trauer erleben.» RKI-Chef Wieler erläu­ter­te, die plausi­bels­te Erklä­rung für diesen Höchst­wert seien verzö­ger­te Meldun­gen von Todes­fäl­len nach den Feiertagen.

Gemel­det wurden nun außer­dem 22 459 Neuin­fek­tio­nen binnen eines Tages — nach 24 740 am Mittwoch vergan­ge­ner Woche. In Deutsch­land gibt es demnach nun 141,3 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen — das Ziel von Bund und Ländern ist ein Niveau von weniger als 50.