BERLIN (dpa) — Dem Deutschen Städte­tag zufol­ge müssen sich wohl 20 bis 30 Prozent der Klini­ken mit der Frage der Insol­venz befas­sen. Die Infla­ti­on verschär­fe die Lage. Die Städte dringen auf schnel­le Hilfe.

Die Städte dringen angesichts von Finanz­nö­ten vieler Klini­ken auf schnel­le weite­re Hilfen. «Durch die Infla­ti­on sind auch die Kosten für medizi­ni­sches Materi­al oder Lebens­mit­tel deutlich gestie­gen», sagte der Präsi­dent des Deutschen Städte­ta­ges, Markus Lewe, der Deutschen Presse-Agentur zum bundes­wei­ten Aktions­tag der Kranken­häu­ser am Dienstag.

Die Klini­ken könnten nicht warten, bis die geplan­te Kranken­haus­re­form greife. «Sie brauchen jetzt kurzfris­tig zusätz­li­ches Geld.» Sechs Milli­ar­den Euro, mit denen der Bund die gestie­ge­nen Energie­kos­ten ausglei­chen wolle, seien nicht genug.

Bei dem Aktions­tag wollen zahlrei­che Klini­ken auf ihre ernste Lage aufmerk­sam machen, wie die Deutsche Kranken­haus­ge­sell­schaft erklär­te. Eine zentra­le Kundge­bung ist in Berlin geplant. Aktuell dürften sich 20 bis 30 Prozent der Klini­ken mit der Frage der Insol­venz befas­sen, hatte die Inter­es­sen­ver­tre­tung bereits gewarnt. Die Zeit dränge, da den Klini­ken bis Jahres­en­de zehn Milli­ar­den Euro fehlten.

Schlie­ßun­gen sollen verhin­dert werden

Städte­tags-Präsi­dent Lewe beton­te: «Ziel muss es sein, Schlie­ßun­gen zu verhin­dern, damit möglichst viele Menschen wohnort­nah und medizi­nisch und pflege­risch gut betreut werden können.» Es sei gut, dass Bund und Länder eine Reform der Kranken­haus­fi­nan­zie­rung angin­gen. Sie müssten jetzt aber auch schnell gemein­sa­me Lösun­gen finden. «Es kann nicht sein, dass Städte aus ihrem Haushalt Millio­nen zuschie­ßen müssen, um Defizi­te der kommu­na­len Kranken­häu­ser aufzu­fan­gen, die eine Versor­gungs­auf­ga­be über die Stadt­gren­ze hinaus erfül­len.» Das sei Aufga­be des Bundes und der Länder.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) strebt über den Sommer konkre­te­re Vorschlä­ge für die geplan­te Neuauf­stel­lung der Klini­ken in Deutsch­land an. Im Kern soll das Vergü­tungs­sys­tem mit Pauscha­len für Behand­lungs­fäl­le geändert werden, um Klini­ken von ökono­mi­schem Druck zu lösen. Um nicht auf immer mehr Fälle angewie­sen zu sein, sollen sie einen größe­ren Vergü­tungs­an­teil allein schon für das Vorhal­ten von Leistungs­an­ge­bo­ten bekom­men. Im Blick stehen auch bundes­ein­heit­li­che Quali­täts­kri­te­ri­en und Einord­nun­gen genau­er definier­ter Leistungs­be­rei­che mit entspre­chen­der Finanzierung.