BERLIN (dpa) — Masken­emp­feh­lung statt Masken­pflicht? Ein Bundes­land prescht mit der Idee nach vorn. In Berlin sind die Meinun­gen dazu geteilt — viele lehnen eine Locke­rung ab.

Ein Vorstoß aus Schles­wig-Holstein für ein Ende der Masken­pflicht in Bussen und Bahnen ist in der Bundes­po­li­tik auf ein geteil­tes Echo gesto­ßen. Der gesund­heits­po­li­ti­sche Sprecher der FDP-Frakti­on, Andrew Ullmann, sagte der «Welt»: «Wir plädie­ren für eine Masken­emp­feh­lung statt einer Masken­pflicht. Denn Bürge­rin­nen und Bürger können sich selbst schüt­zen und eigen­ver­ant­wort­lich entscheiden.»

Der gesund­heits­po­li­ti­sche Sprecher der Grünen im Bundes­tag, Janosch Dahmen, lehnte eine Locke­rung der Masken­pflicht im Nahver­kehr dagegen ebenso ab wie die von vier Bundes­län­dern angekün­dig­te Aufhe­bung der Isola­ti­ons­pflicht für Corona-Infizierte.

«Es gibt keine neuen, medizi­nisch eviden­ten Gründe, warum jetzt von den bisher gesetz­lich vorge­se­he­nen Abson­de­rungs- und Isola­ti­ons­pflich­ten oder aber der Masken­pflicht im Nahver­kehr abgewi­chen werden sollte», sagte Dahmen der «Welt». Im Gegen­teil sei die «konse­quen­te Unter­bre­chung von Corona-Infek­ti­ons­ket­ten und die Reduzie­rung von Anste­ckungs­ri­si­ken» vor dem Hinter­grund stark anstei­gen­der, saiso­nal beding­ter Atemwegs­er­kran­kun­gen in den kommen­den Monaten überaus wichtig.

Günther appel­liert an die Eigenverantwortung

Der schles­wig-holstei­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Daniel Günther (CDU) strebt an, die Masken­pflicht in Bus und Bahn nicht über das Jahres­en­de hinaus zu verlän­gern. Er wolle hierfür im Gespräch mit den anderen Ländern eine möglichst einheit­li­che Regelung errei­chen, sagte er am Freitag. Günther appel­lier­te an die Eigen­ver­ant­wor­tung: «Mit Sympto­men bleibt man zu Hause». Er hoffe, dass sich weite­re Länder diesem Kurs anschlie­ßen, der verant­wor­tungs­voll sei.

Über die Masken­pflicht im Nahver­kehr können gemäß Infek­ti­ons­schutz­ge­setz die Länder entschei­den. Für Fernzü­ge gilt eine bundes­wei­te Masken­pflicht. Am Freitag hatte Schles­wig-Holstein gemein­sam mit Baden-Württem­berg, Bayern und Hessen bereits angekün­digt, die Isola­ti­ons­pflicht für Corona-Infizier­te abzuschaffen.

Nieder­sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Stephan Weil setzt dagegen auf einen vorsich­ti­gen Kurs. «Auch wenn wir uns alle etwas anderes wünschen, ist die Pande­mie nicht vorbei. Das bewei­sen nicht zuletzt die relativ hohen Todes­zah­len, die wir unver­än­dert verzeich­nen», sagte der SPD-Politi­ker der «Welt». «In der kalten Jahres­zeit werden die Proble­me erfah­rungs­ge­mäß auch noch größer. Vor diesem Hinter­grund werden wir in Nieder­sach­sen vorsich­tig bleiben.»