BONN (dpa) — TikTok lehrt die großen Social-Media-Platt­for­men das Fürch­ten. Der stark von Algorith­men gesteu­er­te Kurzvi­deo-Dienst räumt beson­ders bei jungen Leuten ab. Was heißt das für den Facebook-Konzern Meta?

Die Vorherr­schaft der Social-Media-Unter­neh­men aus den USA unter Jugend­li­chen in Deutsch­land gerät durch den Aufstieg des chine­si­schen Kurzvi­deo-Portals TikTok ins Wanken. Das geht aus der reprä­sen­ta­ti­ven Jugend-Digital­stu­die der Postbank hervor.

Demnach sind zwar die US-Diens­te YouTube aus dem Google-Konzern Alpha­bet sowie Whats­App und Insta­gram aus dem Facebook-Konzern Meta nach wie vor die meist­ge­nutz­ten Platt­for­men unter Jugend­li­chen. Mehr als drei Viertel der 16- bis 18-Jähri­gen verwen­den sie regel­mä­ßig. TikTok holt aller­dings rasant auf, weil der chine­si­sche Dienst schnel­ler zulegt als YouTube & Co.

Der Studie zufol­ge betrach­ten mittler­wei­le 63 Prozent der Jugend­li­chen bei TikTok regel­mä­ßig Videos oder laden selbst Clips hoch. Anfang 2020 nutzte nur ein Viertel der Jugend­li­chen die Platt­form. Bei Mädchen (70 Prozent) ist der Dienst aus dem chine­si­schen ByteDance-Konzern populä­rer als bei Jungen (56 Prozent).

Die Studie zeigt aber auch, dass die steile Wachs­tums­kur­ve bei TikTok langsam abflacht: Von 2020 bis 2021 wuchs die Nutzer­zahl von 27 auf 58 Prozent aller Jugend­li­chen in Deutsch­land. Im vergan­ge­nen Jahr gewann TikTok nur noch fünf Prozent­punk­te hinzu. Damit liegt der Dienst aus Peking aber immer noch zwei Prozent­punk­te vor dem Wachs­tum bei YouTube. Insta­gram habe stagniert und Whats­App sogar Nutze­rin­nen und Nutzer verloren.

Discord und Twitch sind Nutznießer

Von der Schwä­che der Social-Media-Pionie­re bei den Jugend­li­chen profi­tie­ren neben TikTok auch Platt­for­men aus der zweiten Reihe, die etlichen Erwach­se­nen unbekannt sind: So konnte sich Discord um sechs Prozent­punk­te von 29 auf 35 Prozent steigern. Das Live-Strea­ming-Video­por­tal Twitch, das auch als Chat-Platt­form dient, legte leicht um einen Prozent­punkt auf 24 Prozent zu.

Zu den Gewin­nern des letzten Jahres gehört auch das bei Erwach­se­nen längst etablier­te Netzwerk Twitter. Es legte bei den Jugend­li­chen wie Discord um sechs Punkte von 17 auf 23 Prozent zu. Pinte­rest stieg von 23 auf 28 Prozent.

Großer Verlie­rer unter den Jugend­li­chen in Deutsch­land ist Facebook. Der einsti­ge Gigant der Social-Media-Branche hat hier komplett den Anschluss verlo­ren und steht nur auf Platz 10 der meist­ge­nutz­ten Netzwer­ke. Damit liegt Facebook bei den Jugend­li­chen nur noch vier Prozent­punk­te vor Telegram. Auch die Nutzung der Platt­form ist rückläu­fig: Sie sank von 17 auf 15 Prozent der Befrag­ten. Die wenigen Verblie­be­nen verwen­den sie auch immer weniger dazu, anderen einen Einblick in ihr Leben zu gewäh­ren. Der Anteil der Nutze­rin­nen und Nutzer, die dort persön­li­che Infor­ma­tio­nen preis­ge­ben, sank von 47 auf 38 Prozent.