KUSEL/BERLIN/MAINZ (dpa) — Eine Zivil­strei­fe kontrol­liert am frühen Morgen an einer Kreis­stra­ße in der Pfalz ein Auto — mögli­cher­wei­se weil der Fahrer totes Wild im Koffer­raum hat. Es fallen Schüs­se, die beiden Polizis­ten sterben.

Nach den tödli­chen Schüs­sen auf zwei junge Polizis­ten in der Pfalz sind noch am selben Tag zwei Tatver­däch­ti­ge festge­nom­men worden.

Die 38 und 32 Jahre alten Männer seien im saarlän­di­schen Sulzbach gefasst worden, sagte eine Polizei­spre­che­rin der Deutschen Presse-Agentur. Die Fahndungs­maß­nah­men liefen aber weiter, weil nicht ausge­schlos­sen werden könne, dass es noch weite­re Mittä­ter gebe. Die beiden Männer seien Deutsche.

Zunächst war der 38-Jähri­ge — ein Wildhänd­ler aus dem Kreis Neunkir­chen — der Polizei ins Netz gegan­gen, nachdem sie öffent­lich nach ihm gefahn­det hatte. Die Polizei hatte nach dpa-Infor­ma­tio­nen am Tatort Papie­re des Verdäch­ti­gen gefun­den. Der Mann war der Polizei nach Angaben aus Sicher­heits­krei­sen in der Vergan­gen­heit wegen Unfall­flucht aufge­fal­len und soll eine Waffen­er­laub­nis haben.

Funkruf: «Die schießen»

Die 24 Jahre alte Polizei­an­wär­te­rin und der 29 Jahre alte Oberkom­mis­sar waren am frühen Montag­mor­gen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrs­kon­trol­le an einer Kreis­stra­ße in der Pfalz erschos­sen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicher­heits­krei­sen zuvor per Funk gemel­det, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefun­den worden. Später melde­ten sie: «Die schießen.»

Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehre­re Schüs­se abgege­ben haben. Ob es Warnschüs­se waren oder der Beamte einen Tatver­däch­ti­gen verletz­te, war am Montag zunächst noch unklar. Die Waffe seiner Kolle­gin kam offen­sicht­lich nicht zum Einsatz, ihre Pisto­le steck­te noch im Holster. Die junge Frau, die noch an der Hochschu­le der Polizei studier­te, war nach Polizei­an­ga­ben sofort tot.

Der 29 Jahre alte Oberkom­mis­sar aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestor­ben, als die Rettungs­kräf­te eintra­fen, berich­te­te ein Polizei­spre­cher. «Er war ein absolut Guter», sagte ein Kolle­ge traurig. Beide Opfer stamm­ten aus dem Saarland.

Die beiden Polizis­ten waren als Zivil­strei­fe auf einer Routi­ne­fahrt unter­wegs, trugen aber Unifor­men und Sicher­heits­wes­ten, wie eine Spreche­rin der Polizei Kaisers­lau­tern sagte. Die tödli­chen Schüs­se fielen an der Kreis­stra­ße 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug heran­ge­tre­ten und hatten mit der Kontrol­le begon­nen, als geschos­sen wurde.

Viele Details noch unbekannt

Dass die beiden Polizis­ten mit Kopfschüs­sen getötet wurden, bestä­tig­te die Polizei zunächst nicht. Die Schutz­wes­ten reich­ten aber von der Hüfte bis zum Hals, insofern sei dies wahrschein­lich. Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduk­ti­on angeord­net wird. Wie viele Schüs­se insge­samt abgege­ben wurden, war zunächst unklar. Von der Schuss­waf­fe der Täter gab es keine Spur — und zunächst auch nicht vom Flucht­au­to. In welche Richtung der oder die Täter damit entka­men, stand ebenfalls noch nicht fest.

Am Tatort wurden am Montag Spuren gesichert. «Da wird im Moment auf dieser Straße jeder Stein umgedreht», sagte die Polizei­spre­che­rin. Es seien bereits mehr als 50 Hinwei­se aus der Bevöl­ke­rung allein über die Hotline einge­gan­gen, sagte ein Polizeisprecher.

Die rhein­land-pfälzi­sche Minis­ter­prä­si­den­tin Malu Dreyer und Innen­mi­nis­ter Roger Lewentz zeigten sich «zutiefst schockiert» über die tödli­chen Schüs­se. «Unsere Gedan­ken sind bei den Angehö­ri­gen», hieß es in einer Mittei­lung der beiden SPD-Politi­ker in Mainz. Die Minis­ter­prä­si­den­tin ordne­te Trauer­be­flag­gung im Land an. Für alle Strei­fen­wa­gen des Landes ist Trauer­flor vorge­se­hen. Auch andere Bundes­län­der folgten diesem Schritt für ihre Polizisten.

Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Unabhän­gig davon, welches Motiv der Tat zugrun­de liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrich­tung, und sie zeigt, dass Polizis­tin­nen und Polizis­ten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicher­heit riskieren.»