BERLIN (dpa) — Mit ihrem Auftrit beim ESC machte die ukrai­ni­sche Band Kalush Orches­tra auf den russi­schen Angriffs­krieg in der Ukrai­ne aufmerk­sam. Sie seien auch bereit, in den Krieg zu ziehen, sagt der Front­mann nun.

Oleh Psjuk (28), ukrai­ni­scher Sieger des Eurovi­si­on Song Contest, hat nach eigenen Worten keine Freun­de aus Russland.

«Ich habe keine russi­schen Freun­de, und ich hatte auch noch nie welche», sagte der Front­mann der Band Kalush Orches­tra in der Nachrich­ten­sen­dung «RTL direkt» mit Jan Hofer am Montag­abend in Berlin. «Was die Kultur angeht, wir haben doch unter­schied­li­che Kultu­ren. Unsere unter­schei­det sich maximal von der russi­schen. Mit diesem Ziel sind wir auch zum Eurovi­si­on Song Contest gegan­gen: um zu zeigen, wie einzig­ar­ti­ge unsere Musik und Kultur sind.»

Eines der Bandmit­glie­der kämpfe bereits an der Front, sagte Psjuk, und auch er und die anderen seien dazu bereit: «Wir sind dafür absolut offen, und wenn wir einbe­ru­fen werden, kehren wir sofort in die Ukrai­ne zurück.» Er selber habe schon einige Freun­de und Bekann­te verlo­ren: «Es ist eine Tragö­die, die immer größer wird.»

Psjuk: Welt darf sich nicht an Ukrai­ne-Krieg gewöhnen

Die Welt dürfe sich nicht an diesen Krieg gewöh­nen, sagte Psjuk. «Ich glaube, dass die Nachrich­ten über den Krieg auf den Titel­sei­ten bleiben sollten, weil es nicht normal ist, einen grausa­men Krieg im Herzen Europas im Jahr 2022 zu führen.»

Kalush Orches­tra hatte Mitte Mai mit dem Lied «Stefa­nia» den 66. ESC in Turin gewon­nen. Vor allem bei den Zuschau­er­wer­tun­gen aus ganz Europa lag die Band klar vorn. Vor dem Hinter­grund des russi­schen Angriffs­kriegs in der Ukrai­ne wurde der so klare Sieg auch als Signal der Solida­ri­tät vom Publi­kum in Dutzen­den Ländern verstan­den. Russland war wegen des Krieges vom ESC ausge­schlos­sen worden.

Am Sonntag­abend war Kalush Orches­tra bei einer Show am Branden­bur­ger Tor in Berlin aufge­tre­ten, bei der Musik­stars aus der Ukrai­ne an den Krieg in ihrer Heimat erinnert und um Spenden für Kranken­häu­ser gewor­ben haben. Kurz vor dem Auftritt teilten die Musiker am Sonntag mit, dass sie ihre ESC-Sieger­tro­phäe zuguns­ten der Armee ihres Heimat­lan­des verstei­gert haben.