BIBERACH — Um Schrittmacher*innen in den Berei­chen Campus und Mobili­tät sowie Digita­li­sie­rung im Bauwe­sen zu treffen, kam der baden-württem­ber­gi­sche Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann, MDL am heuti­gen Freitag (27.1.23) an die Hochschu­le Biber­ach (HBC). Dort ging er mit Student*innen, Professor*innen und weite­ren Expert*innen in den Dialog. 

Dabei lernte er aktuel­le Projek­te in Lehre und Forschung der HBC kennen. So erläu­ter­te zum Beispiel Prof. Dr. André Bleicher, Rektor der Hochschu­le Biber­ach, wie es gelingt Menschen zu trans­for­ma­ti­ven Akteur*innen der Mobili­täts­wen­de zu machen. „Eine Hochschu­le stellt ein ideales Experi­men­tier­feld für die kommu­na­le Verkehrs­wen­de dar“, sagte Bleicher. Denn: „Hochschu­le sind Zukunfts­schmie­den, an denen junge Menschen studie­ren, die ihr künfti­ges Mobili­täts­ver­hal­ten entwi­ckeln, auch im Kontext ihres Studi­ums und den Möglich­kei­ten, die sie am Campus vorfin­den. Hier wolle die HBC eine Vorbild­funk­ti­on einneh­men und einge­üb­te Verhal­tens­mus­ter durch­bre­chen. Eine umfang­rei­che Mobili­täts­stu­die der Hochschu­le habe u.a. deutlich gemacht, dass es nicht allein um das tradi­tio­nel­le „Push and Pull“ zwischen dem Angebot erwünschter und nicht erwünschter Bewegungs­ar­ten gehe, sondern vielmehr um die Duali­tät von Handlung und Struk­tur wie es der briti­sche Sozio­lo­ge Antho­ny Giddens bereits Anfang der Achtzi­ger beschrie­ben habe. „In der Hochschul­sze­ne hilft ein beleh­ren­der Ton nicht weiter, dagegen kann eine Fahrrad­bör­se zu Semes­ter­be­ginn Wunder wirken“, so Bleicher. Derar­ti­ge akteurs- und lebens­stil­spe­zi­fi­sche Anrei­ze würden eine freie und erleb­nis­be­zo­ge­ne Wahl ermög­li­che und so nachhal­ti­ge Mobili­täts­for­men schnell zur Selbst­ver­ständ­lich­keit werden lassen.

Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann beton­te: „Wer die kleinen und großen Heraus­for­de­run­gen der Mobili­täts­wen­de kennen­ler­nen möchte, der ist an der Hochschu­le Biber­ach genau richtig. Die Studie­ren­den sind wichti­ge Impuls­ge­ber für den Kultur- und Werte­wan­del, der zwingend notwen­dig ist, damit sich zukunfts­wei­sen­de Themen wie die Mobili­tät der Zukunft in Verbin­dung mit Digita­li­sie­rung und Nachhal­tig­keit umset­zen lassen. Für mich ist es immer wieder inspi­rie­rend, mit jungen Menschen über Lösungs­vor­schlä­ge und die Gestal­tung der Mobili­täts­wen­de in Baden-Württem­berg zu sprechen.“

Wie solche Verhal­tens­än­de­run­gen in Baden-Württem­berg das „Spiel“ tatsäch­lich drehen können, das vertief­te Prof. Ute Meyer, Dekanin der Fakul­tät Archi­tek­tur und Energie-Ingenieur­we­sen, mit dem Verkehrs­mi­nis­ter sowie Mitglie­dern des Baden-Württem­berg Insti­tuts für Nachhal­ti­ge Mobili­tät (BWIM). Neben Hermann kamen die Schrittmacher*innen“ Prof. Dr.-Ing. Chris­toph Hupfer (Verkehrs­pla­nung und Verkehrs­tech­nik) von der Hochschu­le Karls­ru­he und Prof. Dr. Britta Renner (Psycho­lo­gi­sche Diagnos­tik und Gesund­heits­psy­cho­lo­gie) von der Univer­si­tät Konstanz aufs Podium. Im Gespräch arbei­te­ten sie gemein­sam die unter­schied­li­chen Perspek­ti­ven auf Mobili­tät heraus und machen die inter­dis­zi­pli­nä­re Grund­ideen des BWIM deutlich. Auch mit Blick auf Campus-Mobili­tät ging es um konkre­te Initia­ti­ven und Beiträ­ge, die das neue hochschul­über­grei­fen­de Insti­tut möglich macht und angeht.

„Wir sind am BWIM überzeugt, dass die Mobili­täts­wen­de eine große Chance auch für ländlich gepräg­te Räume eröff­net, selbst wenn fest einge­üb­te Bewegungs­mus­ter zum Teil nur mühsam aufzu­bre­chen und hartnä­ckig gegen Verän­de­run­gen sind“, sagte Prof. Ute Meyer. Mobili­tät sei ein Schlüs­sel­the­ma, wenn es in Zukunft um nachhal­ti­ges Leben und Wirtschaf­ten gehe – „ob beim Haushal­ten im Flächen­ver­brauch, in der Digita­li­sie­rung oder bei der Diskus­si­on um attrak­ti­ve Arbeitsplätze“.

Im Anschluss nahm Minis­ter Winfried Hermann an der Talk-Runde der Virtu­el­len Akade­mie AG6 teil, diesmal zum Thema Building Infor­ma­ti­on Modeling (BIM) und der Frage, wie Politik und Verwal­tung, aber auch Politiker*innen im Spezi­el­len, die Entwick­lung von Studie­ren­den fördern können. Hermann engagiert sich seit vielen Jahren für die Ausbil­dung von Studie­ren­den in diesem Bereich und hat die Schirm­herr­schaft für den BIM-Preis übernom­men, den die Virtu­el­le Akade­mie jedes Jahr für beson­de­re Studi­en­leis­tun­gen in vergibt. Initia­tor Prof. Alexan­der Hofmann, Honorar­pro­fes­sor, und Prof. Dr.-Ing. Matthi­as Bahr, von der Fakul­tät Bauin­ge­nieur­we­sen und Projekt­ma­nage­ment, luden nun Preisträger*innen der vergan­ge­nen Jahre ein, die neben dem Verkehrs­mi­nis­ter Platz nahmen, u.a. Fabian Kaufmann, Absol­vent der HBC und heute wissen­schaft­li­cher Mitar­bei­ter der Techni­schen Univer­si­tät Kaisers­lau­tern. Dem wichti­gen digita­len Tool gebe der Verkehrs­mi­nis­ter durch seine Schirm­herr­schaft eine beson­de­re Sicht­bar­keit, dankte Hofmann Winfried Hermann und stelle gleich­zei­tig die ausge­zeich­ne­ten Rahmen­be­din­gun­gen an der HBC heraus: „Mit dem Aufbau des BIM-Labs hat sich die Hochschu­le Biber­ach eine Spitzen­po­si­ti­on unter den Hochschu­len des Landes in diesem Bereich erarbei­tet“, so Hofmann. Dies beleg­ten nicht zuletzt die zahlrei­chen Prämie­run­gen der HBC beim BIM-Preis. 

Im Anschluss hatten alle Teilnehmer*innen der Veran­stal­tung die Möglich­keit zum Gespräch, auch mit Verkehrs­mi­nis­ter Hermann persön­lich. Anhand von anschau­li­chen Postern vertief­ten die Veran­stal­ter und ihre Gäste Fragen und Ansich­ten – und kamen so in einen anregen­den Austausch.