STUTTGART (dpa/lsw) — Aus Sicht der SPD im Landtag ist die Frage um eine Wieder­ein­füh­rung des neunjäh­ri­gen Gymna­si­ums als Wahlmög­lich­keit entschei­dungs­reif. «Geben Sie den Kindern endlich mehr Zeit zum Lernen, ermög­li­chen Sie jetzt die Wahlfrei­heit G8/G9», sagte der SPD-Abgeord­ne­te Stefan Fulst-Blei am Mittwoch im Landtag. Die am vergan­ge­nen Montag gestar­te­te Bürger­be­tei­li­gung verzö­ge­re nur die Entschei­dung darüber.

Kultus­mi­nis­te­rin There­sa Schop­per (Grüne) erklär­te bei der aktuel­len Debat­te, dass die Bürger­be­tei­li­gung keine Warte­schlei­fe sei, sondern ein wichti­ges Instru­ment. Ein Ergeb­nis daraus erwar­te man bis Jahres­en­de. Persön­lich habe sie nichts gegen G9, man müsse sich aber fragen, wie man das acht- und das neunjäh­ri­ge Gymna­si­um umset­zen wolle. Aus Sicht der Minis­te­rin seien dafür rund 1400 Stellen für Lehrkräf­te zusätz­lich nötig. Das stell­te Fulst-Blei bei einer reinen Streckung der Schul­stun­den ohne Anpas­sun­gen am Unter­richt infrage.

Derzeit ist in Baden-Württem­berg das achtjäh­ri­ge Gymna­si­um Standard. G9 gibt es nur noch als Modell­pro­jekt an 44 staat­li­chen Schulen und an einigen Privat­schu­len. Eine Eltern­in­itia­ti­ve hatte im Novem­ber mit der Sammlung von Unter­schrif­ten für einen Volks­an­trag begon­nen, mit dem die Eltern die Rückkehr zum neunjäh­ri­gen Gymna­si­um errei­chen wollen. Die Landes­re­gie­rung hatte sich Mitte Juni erstmals offen für eine Rückkehr zu G9 gezeigt und ein Bürger­fo­rum angekün­digt. Dabei sollen zufäl­lig ausge­wähl­te Bürger ab Herbst über die Zukunft des Gymna­si­ums debat­tie­ren und der Politik am Ende Empfeh­lun­gen geben.