STUTTGART (dpa/lsw) — Den Unter­neh­men im Südwes­ten fehlen weiter Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber für Lehrstel­len. Die Corona-Pande­mie verun­si­che­re viele junge Menschen, teilte der baden-württem­ber­gi­sche Dachver­band BWIHK am Diens­tag in Stutt­gart zum offizi­el­len Ausbil­dungs­start mit. Die Berufs­ori­en­tie­rung sei in den vergan­ge­nen einein­halb Jahren schwie­ri­ger geworden.

Betrie­be in den Berei­chen Indus­trie, Handel oder Dienst­leis­tung melde­ten demnach rund 1900 weniger Auszu­bil­den­de als noch vor einem Jahr — das entspricht einem Minus von 5,5 Prozent. Es gab insge­samt 32 355 neue Ausbildungsverträge.

Marjo­ke Breuning, Vizeprä­si­den­tin des Baden-Württem­ber­gi­schen Indus­trie- und Handels­kam­mer­ta­ges (BWIHK), appel­lier­te an junge Menschen, sich jetzt noch zu bewer­ben und im Herbst eine Ausbil­dung zu begin­nen. «Es macht uns große Sorgen, dass die Bewer­ber­zah­len bereits im zweiten Jahr rückläu­fig sind, obwohl es immer noch so viele freie Lehrstel­len gibt», sagte Breuning, die auch Präsi­den­tin der Indus­trie- und Handels­kam­mer (IHK) Region Stutt­gart ist.

Es gebe im Land etwas weniger Lehrstel­len­an­ge­bo­te als in den Vorjah­ren. «Vor allem die von langen Schließ­zei­ten betrof­fe­nen Unter­neh­men haben anhal­tend mit wirtschaft­li­chen Proble­men zu kämpfen und müssen genau abwägen, ob sie jetzt ausbil­den können.» Die Betrie­be stünden aber mehrheit­lich zur Ausbil­dung. Rechne­risch könnte jede Bewer­be­rin oder jeder Bewer­ber aus fast 1,5 Stellen auswäh­len — dieses Verhält­nis sei im laufen­den Jahr «so gut wie nie».

Nach den Worten des bildungs­po­li­ti­schen Sprechers der SPD-Landtags­frak­ti­on, Stefan Fulst-Blei, ist auch das Land gefor­dert. Es müsse rasch eine Ausbil­dungs­ga­ran­tie auf den Weg bringen. Im Koali­ti­ons­ver­trag von Grünen und CDU in Baden-Württem­berg sei «die Garan­tie mit drin, jetzt muss aber auch entspre­chend gehan­delt werden», forder­te Fulst-Blei. Der Deutsche Gewerk­schafts­bund (DGB) rief Arbeit­ge­ber auf, Ausbil­dungs­ak­ti­vi­tä­ten nicht zurück­zu­fah­ren. «Ein Ausbil­dungs­platz verur­sacht überschau­ba­re Kosten, die auch in der Pande­mie zu stemmen sind», erklär­te DGB-Landes­vor­sit­zen­der Martin Kunzmann.