LOS ANGELES (dpa) — Als Leinwand-Mafio­so wurde er weltbe­rühmt, als Comedy-Star machte er Kasse. Mit 80 Jahren macht Robert De Niro unermüd­lich weiter. Auch als frisch­ge­ba­cke­ner Vater — sein siebtes Kind kam im April zur Welt.

Der 80. Geburts­tag von Robert De Niro platzt mitten in den Holly­wood-Still­stand. Seit Wochen legt der Streik der Drehbuch­au­to­ren und Schau­spie­ler das Filmge­schäft in den USA lahm. Eine unerwar­te­te Auszeit für den Leinwand-Star, der an diesem Donners­tag (17. August) sein rundes Jubilä­um feiert.

Bis zum Streik­be­ginn Mitte Juli habe De Niro noch für die Netflix-Serie «Zero Day» vor der Kamera gestan­den, teilte sein Sprecher Stan Rosen­field auf Anfra­ge der Deutschen Presse-Agentur mit. Aber dann seien die Drehar­bei­ten einge­stellt worden. Erst nach Ende des Arbeits­kamp­fes gehe es weiter.

Wegen des Streiks dürfe er leider auch keine Inter­views geben und über seine Arbeit sprechen, beschei­nig­te Rosen­field. Und noch eine Absage: De Niros Pläne für den 80. Geburts­tag mache er öffent­lich nicht bekannt.

Vater von sieben Kindern

Doch damit ist das Leben des vielbe­schäf­tig­ten Holly­wood-Senio­ren bestimmt nicht weniger turbu­lent. In den letzten Monaten schaff­te es De Niro häufi­ger in die Schlag­zei­len — nicht nur mit seiner Arbeit. Anfang Mai hatte sich der Schau­spie­ler als frisch­ge­ba­cke­ner Vater geoutet.

Im Inter­view mit einer TV-Repor­te­rin von ET Canada zu seinem neuen Film «Und dann kam Dad» gab er die Vater­schaft bekannt. Nach seinen sechs Kindern gefragt, korri­gier­te der Schau­spie­ler die Repor­te­rin, es seien nun sieben. Das im April gebore­ne Mädchen heiße Gia Virgi­nia Chen-De Niro, enthüll­te er wenig später. Es ist das erste Kind mit seiner derzei­ti­gen Partne­rin Tiffa­ny Chen.

De Niros ältes­te Kinder Drena (51) und Rapha­el (46) hat er mit seiner Ex-Frau Diahn­ne Abbott. Die Zwillings­söh­ne Julian und Aaron (27) sind von seiner damali­gen Freun­din Toukie Smith, Sohn Elliot (25) und Tochter Helen (11) hat er mit seiner Ex-Frau Grace Hightower. Nach mehr als 20 Jahren Ehe hatte sich das Paar 2018 getrennt.

Mit Leonar­do DiCaprio und Martin Scorse­se flanier­te De Niro dann Mitte Mai in Cannes über den roten Teppich. Die drei Stars präsen­tier­ten bei den Filmfest­spie­len ihren neuen Film «Killers of the Flower Moon». Der Histo­ri­en-Krimi erzählt vom indige­nen Volk der Osage, die im Oklaho­ma der 1920er Jahre nach dem Fund von Ölauf ihrem Land Opfer einer Mordse­rie wurden. DiCaprio spielt einen Mann, der mit einer Osage-Frau verhei­ra­tet ist, aber von seinem skrupel­lo­sen Onkel (De Niro) für Verbre­chen einge­spannt wird.

«Killers of the Flower Moon» ist der zehnte gemein­sa­me Spiel­film von Scorse­se und De Niro. Schon ihre erste Zusam­men­ar­beit vor 50 Jahren, die Milieu­stu­die «Hexen­kes­sel» (1973) über das harte Leben in den Straßen von New York, wurde von Kriti­kern gelobt. Mit «Taxi Driver» (1976) folgte dann das genia­le Porträt eines verbit­ter­ten Vietnam­kämp­fers. De Niro spiel­te den Taxifah­rer und Einzel­gän­ger Travis Bickle, der sich aus Abscheu über die New Yorker Halbwelt immer mehr in Wut, Hass und Gewalt steigert.

Akribi­sche Vorbereitung

Für Scorse­ses Boxer-Porträt «Wie ein wilder Stier» (1980) trainier­te De Niro im Boxring und legte über 25 Kilogramm Gewicht zu. Mit dieser Rolle holte er seinen ersten und bisher einzi­gen Haupt­dar­stel­ler-Oscar. Schon 1975 hatte er für seinen Auftritt als Vito Corleo­ne in Francis Ford Coppo­las Meister­werk «Der Pate II» einen Oscar als bester Neben­dar­stel­ler erhal­ten. De Niro lernte dafür monate­lang den sizilia­ni­schen Dialekt.

Auch Regis­seur Scorse­se setzte auf De Niro als Mafio­so, etwa mit dem Drama «Goodfel­las» (1990) oder zuletzt 2019 mit «The Irish­man». In dem Gangs­ter-Epos verwan­delt sich der Schau­spie­ler in den Auftrags­mör­der Frank ‘The Irish­man’ Sheeran, dem nachge­sagt wurde, mehr als 25 Morde began­gen zu haben.

Auch mit Komödi­en erfolgreich

Aber De Niro, der als Exper­te für Außen­sei­ter, gebro­che­ne Charak­te­re und Gangs­ter seine besten Auftrit­te hatte, kann auch ganz anders. In den vergan­ge­nen Jahren machte er vor allem als Comedy-Star Kasse. In der Vater-Sohn-Komödie «Und dann kam Dad» (2023) schlüpf­te er in die Rolle des italie­ni­schen Immigran­ten-Vaters Salvo, der mit stets grimmi­ger Visage, voller Vorur­tei­le und stren­ger Prinzi­pi­en lebt. In der Komödie «Reine Nerven­sa­che» mimte er einen für den Psych­ia­ter reifen Mafiaboss.

In «Meine Braut, ihr Vater und ich» und den zwei Fortset­zun­gen ist er der unmög­li­che Schwie­ger­va­ter, in «Immer Ärger mit Grand­pa» ein sexwü­ti­ger Opa, der in einen Klein­krieg mit seinem Enkel verwi­ckelt wird. In der Mafia-Komödie «Kings Of Holly­wood» war er als kauzi­ger Filmpro­du­zent mit Brille, Schnurr­bart und langen grauen Haaren kaum wiederzuerkennen.

De Niro hat kein Genre ausge­las­sen. Mit Jane Fonda glänz­te er in dem roman­ti­schen Drama «Stanley & Iris», mit Al Pacino in dem Action-Thril­ler «Heat», mit Dustin Hoffman in der Polit­sa­ti­re «Wag the Dog».

New York ist seine Stadt

Der Sohn einer italie­nisch-irischen Künst­ler­fa­mi­lie wuchs bei der Mutter im New Yorker Viertel Little Italy auf. Als Teenager schloss er sich Theater­grup­pen an, später lernte er sein Handwerk in den Workshops von Lee Strasberg und Stella Adler. New York ist er treu geblie­ben — mit seiner Produk­ti­ons­fir­ma Tribe­ca rief er dort nach den Terror­an­schlä­gen vom 11. Septem­ber 2001 das gleich­na­mi­ge Filmfes­ti­val ins Leben.

Auch dem Mafia-Genre bleibt er weiter eng verbun­den. Unter der Regie von Barry Levin­son («Rain Man», «Good Morning Vietnam») drehte er kürzlich den Crime-Thril­ler «Wise Guys» ab. Die Story dreht sich um die beiden Mafia­bos­se Vito Genove­se und Frank Costel­lo, die in den 1950er und 1960er Jahren in New York herrsch­ten. Beim geplan­ten Kinostart im kommen­den Febru­ar können sich De Niro-Fans gleich doppelt freuen — der Altmeis­ter soll laut Medien­be­rich­ten beide Haupt­rol­len spielen.

Von Barba­ra Munker, dpa