PORTSMOUTH (dpa) — Schutz­mas­ken gelten in der Pande­mie als unver­zicht­ba­re Waffe gegen das Corona­vi­rus. Doch die schüt­zen­de Vermum­mung hat auch ihre Schat­ten­sei­ten. Diese könnten noch in Jahrzehn­ten Folgen haben.

Achtlos wegge­wor­fe­ne Corona-Schutz­mas­ken stellen Forschen­den der Univer­si­tät Ports­mouth zufol­ge ein ernst­haf­tes Problem für Umwelt und Tiere dar.

Für eine in dieser Woche in der Fachzeit­schrift «Nature Sustaina­bi­li­ty» veröf­fent­lich­te Studie unter­such­ten die Wissen­schaft­ler den Zusam­men­hang von Corona-Maßnah­men in elf Ländern — darun­ter auch Deutsch­land und Großbri­tan­ni­en — und der Menge an achtlos entsorg­ten Corona-Masken und anderer Schutz­aus­rüs­tung. Sie analy­sier­ten dafür Daten aus öffent­lich zugäng­li­chen Daten­ban­ken, darun­ter Daten aus der Müllsamm­ler-App Litte­ra­ti, und betrach­te­ten den Zeitraum von Septem­ber 2019 bis zu den ersten sechs Monaten der Pandemie.

Von März bis Oktober 2020 stieg die Zahl der nicht ordnungs­ge­mäß entsorg­ten Masken demnach um das 84-Fache an. Großbri­tan­ni­en beleg­te den Platz des negati­ven Spitzen­rei­ters. Dort machten Masken mit mehr als fünf Prozent aller achtlos wegge­wor­fe­nen Abfäl­le im inter­na­tio­na­len Vergleich den größten Anteil aus. Während in anderen Ländern auch vermehrt falsch entsorg­te Schutz­hand­schu­he oder Reini­gungs­tü­cher entdeckt wurden, nahm in Deutsch­land nur die Zahl des Masken­mülls im öffent­li­chen Raum deutlich zu.

Einfluss der Schutz-Maßnahmen

«Es war keine Überra­schung, dass viele entsorg­te Masken aufge­taucht sind, aber was uns überrascht hat, war zu sehen, wie stark bestimm­te natio­na­le Corona-Maßnah­men das Auftau­chen der Masken beein­flusst haben», schrieb die feder­füh­ren­de Forsche­rin, Keiron Roberts. So fanden die Wissen­schaft­ler heraus, dass das Müllpro­blem zwar während der stren­ge­ren Lockdown-Phasen im Frühjahr 2020 langsam zunahm, aber erst richtig groß wurde, als im Sommer und Herbst wieder mehr Reisen und sozia­le Aktivi­tä­ten möglich wurden, aber weiter­hin Masken vorge­schrie­ben waren.

Der Plastik-Exper­te von der Univer­si­tät Ports­mouth, Steve Fletcher, warnte: «Ohne besse­re Entsor­gung steht uns eine Umwelt­ka­ta­stro­phe bevor.» Die meisten Masken seien aus langle­bi­gem Plastik produ­ziert und könnten sich in der Umwelt Jahrzehn­te oder sogar Jahrhun­der­te halten. So könne Mikro­plas­tik in Erde oder Wasser gelan­gen und Tiere könnten sich an den Masken verschlu­cken. Die Wissen­schaft­ler aus Ports­mouth riefen Regie­run­gen zu mehr Aufklä­rung darüber auf, wie Schutz­mas­ken umwelt­ge­recht entsorgt werden sollten.