Immer weniger Frauen entschei­den sich für einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch. In zehn Jahren ging die Zahl um zehn Prozent zurück. Beratungs­stel­len glauben, dass das auch an besse­rer Aufklä­rung liegt.

WIESBADEN (dpa) — In den vergan­ge­nen zehn Jahren ist die Zahl der Schwan­ger­schafts­ab­brü­che in Deutsch­land um mehr als zehn Prozent gesunken.

2020 wurden laut Statis­ti­schem Bundes­amt rund 100.000 Abtrei­bun­gen gemel­det. 2010 waren es 110.400 Abbrü­che gewesen. Im Vergleich zu 2019 sank die Zahl 2020 um knapp ein Prozent.

Überdurch­schnitt­lich stark gingen die Abtrei­bun­gen im vergan­ge­nen Jahrzehnt bei jungen Frauen zurück, wie die Wiesba­de­ner Statis­ti­ker berich­te­ten. Die Abtrei­bun­gen bei 15- bis 17-Jähri­gen sanken um 66 Prozent, bei 18- bis 19-Jähri­gen um 67 Prozent. 42 Prozent betrug der Rückgang bei Frauen zwischen 20 bis 24 Jahre.

Teilwei­se sei diese Entwick­lung darauf zurück zu führen, dass die Zahl der Frauen in dieser Alters­grup­pe generell sank, hieß es zur Begrün­dung. Aller­dings ist der demogra­fi­sche Rückgang weit gerin­ger als der Rückgang bei den Schwangerschaftsabbrüchen.

Ein Grund für den Rückgang sei, dass junge Frauen heute besser aufge­klärt seien, vermu­ten Beratungs­stel­len. «Die Kampa­gnen greifen», sagte Sabine Fähnd­rich, Referen­tin für die Schwan­ger­schafts­be­ra­tung beim Deutschen Caritas­ver­band. «Dass es weniger Schwan­ger­schafts­ab­brü­che gibt, hängt auch damit zusam­men, dass weniger junge Frauen ungewollt schwan­ger werden.»

Insti­tu­tio­nen wie die Bundes­zen­tra­le für Gesund­heit­li­che Aufklä­rung leiste­ten hier wichti­ge Arbeit, auch um Falsch­in­for­ma­tio­nen in den sozia­len Medien zu korri­gie­ren. Sieben von zehn Frauen, die 2020 einen Abbruch durch­füh­ren ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt. Rund 19 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre. Etwa acht Prozent waren 40 Jahre und älter. Nur noch drei Prozent waren jünger als 18 Jahre.

Fast alle Abbrü­che wurden 2020 nach der sogenann­ten Beratungs­re­ge­lung vorge­nom­men. Seit 1995 bleibt ein Schwan­ger­schafts­ab­bruch in den ersten zwölf Wochen straf­frei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt. Bei den restli­chen vier Prozent gab es medizi­ni­sche Gründe oder die Frauen waren Opfer eines Sexual­de­likts geworden.

Die Gründe, weshalb sich Frauen für einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch entschei­den, sind sehr indivi­du­ell. Caritas-Mitar­bei­te­rin Fähnd­rich nennt als Beispie­le Bezie­hungs­pro­ble­me oder finan­zi­el­le Sorgen, aber auch die mangeln­de Verein­bar­keit von Familie und Beruf. Bei jungen Frauen gebe es auch die Angst um den Berufs­ein­stieg oder einen Ausbildungsplatz.

Die meisten Schwan­ger­schafts­ab­brü­che (55 Prozent) wurden mit der Absaug­me­tho­de durch­ge­führt, bei 29 Prozent wurde das Mittel Mifegy­ne verwen­det. Die Eingrif­fe erfolg­ten ambulant — bei 81 Prozent in gynäko­lo­gi­schen Praxen und 16 Prozent im Krankenhaus.