ELZACH (dpa/lsw) — Steigen­de Tempe­ra­tu­ren locken immer mehr Menschen an Badeseen und in Freibä­der. Doch es fehlen vor allem Schwimm­meis­ter im Südwes­ten. An einigen Orten hat das schon Auswir­kun­gen für Badegäste.

Weil vor allem Bademeis­ter fehlen, müssen mehre­re Bäder im Südwes­ten ihre Öffnungs­zei­ten verkür­zen. «Die Situa­ti­on ist prekär», sagte der Landes­vor­sit­zen­de des Bundes­ver­bands Deutscher Schwimm­meis­ter in Baden-Württem­berg, Edgar Koslow­ski, in Elzach (Landkreis Emmen­din­gen) der Deutschen Presse-Agentur. «Wir können nicht mehr alle Stellen beset­zen, um den Betrieb zu gewährleisten.»

So müssen etwa in Freiburg, Fried­richs­ha­fen und Bad Mergen­theim Bäder nach Angaben der Betrei­ber wegen fehlen­der Mitar­bei­ter früher schlie­ßen als sonst. In Mannheim hat laut einer Spreche­rin der Stadt ein Hallen­bad früher die Saison beendet, weil die Mitar­bei­ter dort in den Freibä­dern der Stadt benötigt werden.

«Insge­samt fehlen in Deutsch­land weit über 2000 ausge­bil­de­te Fachkräf­te», sagte eine Spreche­rin der Freibur­ger Stadt­bau GmbH. «Das macht sich natür­lich auch im Sommer bemerk­bar.» Viele Menschen, die vor Corona als Saison­kräf­te in den Bädern gearbei­tet hatten, hätten sich während der pande­mie­be­ding­ten Schließ­zei­ten andere Jobs gesucht. Außer­dem fehlten mangels Ausbil­dungs­mög­lich­kei­ten Nachwuchskräfte.

Die Stadt Mannheim habe deshalb eine neue Kampa­gne gestar­tet, um gezielt nach Auszu­bil­den­den für die Bäder zu suchen, sagte eine Spreche­rin der Stadt. In Bad Mergen­theim (Main-Tauber-Kreis) ist die Stadt wegen des Mangels an Nachwuchs­kräf­ten wieder selbst in die Ausbil­dung einge­stie­gen und hat eine Azubi-Stelle für Fachan­ge­stell­te für Bäder­be­trie­be geschaffen.

Das Badezen­trum in Sindel­fin­gen, eines der größten Bäder in der Region Stutt­gart, will mit einem «Job-Tag» Werbung für die Arbeit am Becken­rand machen. «Bisher können wir die aktuel­len Öffnungs­zei­ten mit unserem Perso­nal­be­stand beibe­hal­ten», sagte ein Sprecher der Stadt Sindel­fin­gen. Zusätz­lich zum Fachkräf­te­man­gel fielen derzeit aber auch einige Mitar­bei­ter krank­heits­be­dingt aus. «Sollten weite­re Mitar­bei­ter ausfal­len, so schlie­ßen wir eine Kürzung nicht aus.»

In Freiburg ist dieser Fall am Wochen­en­de einge­tre­ten. Wegen mehre­rer Krank­heits­fäl­le und der dünnen Perso­nal­de­cke blieb dort an Samstag und Sonntag das Westbad geschlos­sen. Während die Schlie­ßung des Hallen­bads angesichts der sommer­li­chen Tempe­ra­tu­ren für viele Freizeit­schwim­mer verkraft­bar sein dürfte, werden die verkürz­ten Öffnungs­zei­ten des Loret­to­bads unter freiem Himmel wohl vor allem Frühschwim­mer und späte Besucher schmer­zen: Das Freibad öffnet erst um 12.00 Uhr statt 10.00 Uhr und schließt um 19.00 statt 20.00 Uhr.

So könne man die Öffnungs­zei­ten aber immer­hin mit einer Schicht abdecken, sagte eine Spreche­rin der stadt­ei­ge­nen Betrei­ber-Firma. Der Mitar­bei­ter-Mangel habe zwar vielfäl­ti­ge Ursachen. Am monetä­ren Aspekt könne es aber nicht liegen, man zahle schließ­lich nach Tarif.

Um mehr Menschen für den Beruf des Schwimm­meis­ters zu begeis­tern, sei aber nicht nur eine faire Bezah­lung nötig, beton­te der Landes­chef des Schwimm­meis­ter-Verbands, Edgar Koslow­ski. «Wertschät­zung sollte auch vor Ort durch die Badegäs­te sicht­bar sein. Inzwi­schen muss man sich den Respekt bei manchen erst verdie­nen.» Zudem sei der Beruf für viele junge Menschen nicht attrak­tiv, weil die Arbeits­zei­ten wenig Raum für Priva­tes und eine eigene Familie ließen.