BERLIN (dpa) — Nicht nur Energie- und Lebens­mit­tel­prei­se steigen. Junge Leute, die auf WG-Zimmer-Suche sind, müssen auch dafür immer mehr Geld einpla­nen. Das hat auch mit der Pande­mie zu tun.

Für ein WG-Zimmer in einer deutschen Univer­si­täts­stadt müssen Studie­ren­de einer Auswer­tung zufol­ge im Vergleich zum Vorjahr jetzt deutlich mehr Geld auf den Tisch legen. Mit durch­schnitt­lich 435 Euro pro Monat kostet ein Zimmer 44 Euro pro Monat mehr als noch vor einem Jahr. Das geht aus einer Unter­su­chung des Moses Mendels­sohn Insti­tuts in Koope­ra­ti­on mit dem Immobi­li­en­por­tal WG-Gesucht.de hervor, die am Donners­tag veröf­fent­licht wurde.

Ausge­wer­tet wurden dafür die in der zweiten August­hälf­te direkt verfüg­ba­ren Zimmer-Angebo­te auf dem Portal WG-Gesucht.de in allen 95 deutschen Hochschul­städ­ten mit mindes­tens 5000 Studie­ren­den. Ein WG-Zimmer am teuers­ten Hochschul-Stand­ort München koste­te demnach im Schnitt 700 Euro (Vorjahr 620 Euro). In Frank­furt lag der Preis bei 580 (Vorjahr 520) oder in Berlin bei 550 Euro (Vorjahr 495). Günstig wohnt es sich vor allem im Osten des Landes. WG-Zimmer waren im August in Chemnitz für durch­schnitt­lich 250 Euro zu haben (Vorjahr 236), in Cottbus für 300 Euro (Vorjahr 257).

Mangel durch nachge­hol­te Umzüge

Erklärt werden die zum Teil starken Preis­stei­ge­run­gen in diesem Jahr mit Nachhol­ef­fek­ten. «Zwei Jahre sorgte die Corona-Pande­mie bei Neuver­mie­tun­gen eher für eine Seitwärts­be­we­gung der Preise», sagte Stefan Brauck­mann, Geschäfts­füh­ren­der Direk­tor am Moses Mendels­sohn Insti­tut. «Damit ist es jetzt vorbei. In 89 von 95 Städten der Hochschul­städ­te-Liste sind Zimmer in einer WG jetzt teurer als noch 2021.» Schon Anfang des Jahres habe es Anzei­chen dafür gegeben, dass der Markt «erheb­lich in Bewegung gerät».

Studie­ren­de holten Umzüge nach, die sie wegen der Pande­mie auf Eis gelegt hätten, andere verlän­ger­ten wegen der Corona-Ausfäl­le ihr Studi­um. «So werden viele Wohnun­gen später frei, der Mangel verschärft sich.» Auch inter­na­tio­na­le Studie­ren­de holten nun Ausland­se­mes­ter in Deutsch­land nach. Mit dem gleichen Effekt.

In der Langzeit­be­trach­tung zeigt sich, wie sehr die Preise für WG-Zimmer vor allem in den großen Städten angezo­gen haben. In der Haupt­stadt waren Zimmer 2013 zum Beginn dieser Markt­be­ob­ach­tung noch für durch­schnitt­lich 335 Euro zu haben (jetzt 550) oder in München für 499 (jetzt 700).

Das Deutsche Studen­ten­werk (DSW) sprach am Donners­tag von einem «Alarm­si­gnal» und forder­te die Bundes­re­gie­rung zu einer raschen weite­ren Erhöhung der Bafög-Sätze auf. Die zum Winter­se­mes­ter greifen­de Erhöhung um 5,75 Prozent sei von der Infla­ti­on bereits «kassiert» und die durch­schnitt­li­che Miete für ein WG-Zimmer liege in den meisten unter­such­ten Hochschul­städ­ten über der Bafög-Wohnkos­ten­pau­scha­le von derzeit 360 Euro.