BIBERACH — Baden-Württem­berg setzt auf Nachhal­tig­keit, auch im Bereich IT. Dafür hat die Landes­po­li­tik die Strate­gie GREEN IT ausge­ru­fen, um gerade in den Rechen­zen­tren öffent­li­cher Einrich­tun­gen Poten­zia­le erken­nen und nutzen zu können. Gemein­sam mit der Hochschu­le Offen­burg entwi­ckelt die Hochschu­le Biber­ach (HBC) hierfür ein Kennzah­len-System, mit dem IT-Infra­struk­tu­ren möglichst ganzheit­lich bezüg­lich ihrem Energie- und Ressour­cen­ver­brauch bewer­tet werden können. Langfris­tig soll das Indika­to­ren-System auf alle 23 Hochschu­len für angewand­te Wissen­schaf­ten (HAW) im Land angewen­det werden können.

An der HBC ist das Projekt, das das Minis­te­ri­um für Umwelt, Klima und Energie­wirt­schaft mit rund 170 000 € fördert, am Insti­tut für Gebäu­de- und Energie­sys­te­me veror­tet. Hier machen sich Profes­sor Dr. Martin Becker und sein Team Gedan­ken darüber, wie Indika­to­ren für bestimm­te Berei­che der IT festge­legt werden können, zum Beispiel für die Netzwerk­in­fra­struk­tur oder das Rechen­zen­trum. Dafür analy­sie­ren die Wissen­schaft­ler zunächst die vorhan­de­ne Hardware und Verbräu­che von verschie­de­nen IT-Kompo­nen­ten und unter­su­chen anschlie­ßend, wie die Energie- und Ressour­cen­ver­bräu­che reduziert werden können. Dabei berück­sich­ti­gen sie auch die varia­blen Randbe­din­gun­gen. So schwan­ken zum Beispiel die Rechner­ka­pa­zi­tä­ten aufgrund der unter­schied­lichs­ten Nutzungs­an­for­de­run­gen und ‑zeiten stark. „Durch den Daten­ver­gleich mit den anderen betei­lig­ten Hochschu­len wollen wir Bewer­tungs­kri­te­ri­en und Kenngrö­ßen heraus­ar­bei­ten, die sich verall­ge­mei­nern lassen“, erklärt Martin Becker. „So entsteht ein Maßnah­men­ka­ta­log, der als Basis für eine nachhal­ti­ge Ausrich­tung von Rechen­zen­tren dient – an Hochschu­len wie an anderen öffent­li­chen Einrich­tun­gen“, erläu­tert der Wissen­schaft­ler, der an der Hochschu­le Biber­ach u.a. Gebäu­de­au­to­ma­ti­on und Energie­ma­nage­ment lehrt. Eine weite­re Zielset­zung ist der Aufbau einer standar­di­sier­ten Zähler­struk­tur, die in ein daten­bank­ge­stütz­tes Energie­ma­nage­ment­sys­tem integriert wird. „Trans­pa­renz ist an dieser Stelle wichtig, für die einzel­nen Einrich­tun­gen, aber auch für die Öffent­lich­keit“, so Becker.

Doch zunächst geht es an den Pilot-Hochschu­len Biber­ach und Offen­burg um die detail­lier­te Analy­se von Hardware, Software und der einzel­nen Prozess­schrit­te. Mit dieser Grund­la­gen­ar­beit ist insbe­son­de­re der wissen­schaft­li­che Mitar­bei­ter Simon Wagner beschäf­tigt. Der Ingenieur ist Absol­vent der HBC und hat den Master­stu­di­en­gang Energie- und Gebäu­de­sys­te­me absol­viert. In seinem Studi­um hatte er einen Schwer­punkt auf die Kälte­ver­sor­gung gelegt, die auch in seinem aktuel­len Projekt eine große Rolle spielt. Denn gerade in Rechen­zen­tren nimmt die Kühlung von Server­räu­men, die als Herz eines jeden Rechen­zen­trums gelten, einen maßgeb­li­chen Einfluss auf den energie­ef­fi­zi­en­ten Betrieb. 

Für den jungen Wissen­schaft­ler bringt das Projekt inter­es­san­te Einbli­cke in den Betrieb einer komple­xen Einrich­tung. Denn in das Projekt GAIT – die Abkür­zung steht für Green Acade­mic IT-Poten­ti­al – bezie­hen Simon Wagner und Martin Becker weite­re Berei­che an der Hochschu­le ein, natür­lich das Rechen­zen­trum, aber auch das Projekt­bü­ro Campus Zukunft sowie die Techni­sche Abtei­lung. Schließ­lich strebt die Hochschu­le Biber­ach den klima­neu­tra­len Campus an, der sich aus vielen Baustei­nen zusam­men­setzt. Einer davon ist der nachhal­ti­ge Betrieb der IT. „Wenn es uns gelingt, trotz aller Unter­schied­lich­kei­ten wie Größe oder Themen­pro­fil gemein­sa­me Standards für Hochschu­len zu definie­ren, so leisten wir einen wichti­gen Beitrag für mehr Energie- und Ressour­cen­ef­fi­zi­enz an Hochschu­len und damit für die Klima­schutz­stra­te­gie des Landes“, sagt der Energie-Ingenieur.

https://www.hochschule-biberach.de/gait

https://green-it.baden-wuerttemberg.de/