Itali­ens ultra­rech­te Wahlsie­ge­rin Giorgia Meloni hat von Staats­chef Sergio Mattar­el­la den Auftrag zur Regie­rungs­bil­dung erhal­ten. Das teilte der Quiri­nals­pa­last am Freitag­abend mit. Die Chefin der Fratel­li d’Ita­lia nahm den Auftrag demnach an und legte sogleich eine Minis­ter­lis­te vor. Bereits am Samstag­vor­mit­tag (10 Uhr) will Mattar­el­la die 45-Jähri­ge mit ihrem Kabinett verei­di­gen. Damit wird erstmals eine Frau Regie­rungs­chefin des Landes mit fast 60 Millio­nen Einwohnern.

Das Rechts­bünd­nis um Meloni war klarer Favorit für die Bildung einer neuen Regie­rung in Itali­en. Die Fratel­li hatten die Parla­ments­wahl Ende Septem­ber mit 26 Prozent gewon­nen, mit der Forza Italia, der Lega und der Split­ter­par­tei Noi Modera­ti haben sie die absolu­te Mehrheit in beiden Parla­ments­kam­mern. Vertrau­ens­vo­ten dürfte Meloni daher überste­hen. Vertre­ter der Mitte-Links-Partei­en und des Autono­mie-Lagers hatten am Donners­tag mit Mattar­el­la beraten. Einige von ihnen sagten anschlie­ßend vor Journa­lis­ten, sie hätten dem Staats­chef ihre Sorge über eine rechte Regie­rung zum Ausdruck gebracht.

Salvi­ni wird Vize und für Infra­struk­tur zuständig

Die gebür­ti­ge Römerin Meloni verlas im Anschluss an das gut einstün­di­ge Gespräch mit Mattar­el­la die Liste ihres Kabinetts. Außen­mi­nis­ter und Vize-Premier soll der Europa­po­li­ti­ker Antonio Tajani von der konser­va­ti­ven Berlus­co­ni-Partei Forza Italia werden. Das wichti­ge Finanz­mi­nis­te­ri­um soll Giancar­lo Giorget­ti von der rechts­po­pu­lis­ti­schen Lega leiten. Sein Partei­chef Matteo Salvi­ni bekam das Infra­struk­tur­mi­nis­te­ri­um zugespro­chen und soll wie Tajani Vize-Minis­ter­prä­si­dent werden. Für das umkämpf­te Justiz­mi­nis­te­ri­um nominier­te Meloni den Fratel­li-Politi­ker und frühe­ren Staats­an­walt Carlo Nordio. Silvio Berlus­co­nis Vertrau­te Maria Elisa­bet­ta Casel­la­ti, die ebenfalls im Rennen für das Amt war, bekam das Minis­te­ri­um für Refor­men zugespro­chen. Das Innen­mi­nis­te­ri­um ging an den Präfek­ten der Stadt Rom, Matteo Piantedosi.

Die Bildung der neuen Regie­rung sei diesmal weniger als einen Monat nach der Wahl schnell verlau­fen, sagte Mattar­el­la nach dem Treffen. «Das war wegen des klaren Wahler­geb­nis­ses möglich, und es war auch in Anbetracht der inlän­di­schen und inter­na­tio­na­len Zustän­de nötig», erklär­te der 81-Jährige.

Meloni war am Vormit­tag zusam­men mit den Partei- und Frakti­ons­chefs der Forza Italia und Lega im Präsi­den­ten­pa­last zu Beratun­gen. Das Gespräch dauer­te mit rund zehn Minuten kürzer als erwar­tet. «Wir geben jetzt schon bekannt, dass wir bereit sind, denn wir wollen so schnell wie möglich voran­kom­men», erklär­te Meloni umringt vom schwei­gen­den Forza-Italia-Gründer Silvio Berlus­co­ni und Lega-Chef Matteo Salvi­ni anschlie­ßend. Dem gemein­sa­men öffent­li­chen Auftritt des Rechts­bünd­nis­ses ging ein Eklat um putin­freund­li­che Aussa­gen Berlus­co­nis und ein Ringen um die Beset­zung der Minis­te­ri­en voraus.