Es wäre der erste Abgang aus Kretsch­manns drittem Kabinett. Forschungs­mi­nis­te­rin Bauer will nach fast elf Jahren nochmal etwas anderes machen. Sie strebt in ihrer Heimat­stadt auf den Rathaussessel.
Baden-Württem­bergs grüne Wissen­schafts­mi­nis­te­rin There­sia Bauer will im Novem­ber Oberbür­ger­meis­te­rin von Heidel­berg werden. Die 56-Jähri­ge stelle sich als Kandi­da­tin zur Verfü­gung, bestä­tig­te eine Minis­te­ri­ums­spre­che­rin am Montag­abend in Stutt­gart. Zuerst hatte die «Rhein-Neckar-Zeitung» berich­tet, dass Bauer den partei­lo­sen Amtsin­ha­ber Eckart Würzner heraus­for­dern will. Noch unklar ist, ob Bauer vor der OB-Wahl ihren Posten als Minis­te­rin abgibt. «Dazu wird sie sich noch äußern», sagte ihre Sprecherin.

Am Sonntag­abend hatte sich die grüne Findungs­kom­mis­si­on in Heidel­berg einstim­mig für Bauer als OB-Kandi­da­tin ausge­spro­chen. Die Minis­te­rin freue sich sehr über das klare Signal, sagte ihre Spreche­rin. Bauer sei zur Kandi­da­tur in ihrer Heimat­stadt bereit und werde sich dem Votum der Mitglie­der bei der Nominie­rungs­ver­an­stal­tung der Heidel­ber­ger Grünen am Mittwoch stellen. «Der Minis­ter­prä­si­dent ist infor­miert», sagte die Spreche­rin. Bauer ist seit dem Amtsan­tritt von Winfried Kretsch­mann (Grüne) als Regie­rungs­chef im Jahr 2011 an seiner Seite.

Würzner (60) ist seit 2006 Oberbür­ger­meis­ter in Heidel­berg. Der partei­lo­se Politi­ker wird im Wahlkampf unter anderem von CDU und FDP unter­stützt. Die OB-Wahl ist am 6. Novem­ber. Die altehr­wür­di­ge Univer­si­täts­stadt am Neckar hat etwa 160 000 Einwoh­ner. Zuletzt haben die Grünen wichti­ge Hochbur­gen im Südwes­ten verlo­ren. Sie verlo­ren das Rathaus in Freiburg an die SPD und den OB-Posten in Stutt­gart an die CDU.

There­sia Bauer galt lange als politi­sches Schwer­ge­wicht im Kabinett. Bis 2016 war sie dreimal Wissen­schafts­mi­nis­te­rin des Jahres in Deutsch­land. Doch dann hatte sie vermehrt mit Proble­men zu kämpfen. Die Zulagen­af­fä­re um die Verwal­tungs­hoch­schu­le Ludwigs­burg hing ihr wie ein Stein um den Hals, auch wenn sie am Ende vom Verwal­tungs­ge­richts­hof eine weiße Weste bekam.

Bauer holte bei der Landtags­wahl vor einem Jahr in Heidel­berg mit 41,7 Prozent das landes­weit dritt­bes­te Ergeb­nis. Sie wurde erneut Forschungs­mi­nis­te­rin, während andere alte Wegge­fähr­ten Kretsch­manns wie Finanz­mi­nis­te­rin Edith Sitzmann und Franz Unter­stel­ler (Umwelt) ihren Abschied aus der Politik nahmen. Bauer ist verhei­ra­tet und hat zwei Söhne. Sie zog 2001 erstmals in den Landtag ein.