Füllun­gen im Zahn müssen den Belas­tun­gen im Mund stand­hal­ten — und sie sollten idealer­wei­se beim Lächeln nicht auffal­len. Für ein Mehr an Ästhe­tik müssen Kassen­pa­ti­en­ten aber oft draufzahlen.

BERLIN (dpa/tmn) — Ein Loch im Zahn muss gefüllt werden. Doch was kommt herein, wenn der Bohrer oder Laser seine Arbeit getan hat? Hier hat sich in Vergan­gen­heit viel getan. Der Klassi­ker der Zahnfül­lun­gen ist jeden­falls auf dem abstei­gen­den Ast, weil moder­ne Techno­lo­gien auf dem Vormarsch sind.

Doch an welchen Stellen im Mund kommt welches Materi­al zum Einsatz? Zwei Exper­ten geben einen Überblick.

Bei Füllun­gen an Front- und Eckzäh­nen ist Kompo­sit­kunst­stoff das Standard­fül­lungs­ma­te­ri­al und wird von den Kranken­kas­sen bezahlt. Im Seiten­zahn­be­reich kommen auch verschie­de­ne andere Füllungs­werk­stof­fe in Frage, unter anderem Amalgam. In diesem Bereich ist es wichtig, dass die Materia­li­en hohe Kräfte aushal­ten, da dort die Kau- und Mahlzäh­ne, die sogenann­ten Molaren, liegen.

Glasi­o­no­m­er­ze­men­te als Übergangslösung

Eine Option als Provi­so­ri­um sind Glasi­o­no­m­er­ze­men­te. «Das sind Materia­li­en, die von ihren biolo­gi­schen Eigen­schaf­ten und von der Fluorid-Abgabe sehr gut sind», erklärt Roland Franken­ber­ger. Er ist Profes­sor für Zahnerhal­tung an der Philipps-Univer­si­tät Marburg und am Univer­si­täts­kli­ni­kum Gießen und Marburg. Das Problem des Materi­als sind seine Mundbe­stän­dig­keit und Biege­fes­tig­keit, die beide meist nicht gut genug seien, so Frankenberger.

Das heißt: Glasi­o­no­m­er­ze­men­te brechen leicht und werden bei den bleiben­den Zähnen meist nur für provi­so­ri­sche Füllun­gen, etwa in der Schwan­ger­schaft, oder zum Füllen von Milch­zäh­nen verwendet.

Zudem gebe es noch spezi­el­le Zemen­te und biokom­pa­ti­ble Materia­li­en wie Mineral Trioxid Aggre­gat (MTA) oder Bioden­ti­ne, auf die man etwa zurück­grei­fe, wenn die Zahnpul­pa, also das Innere des Zahns, eröff­net wurde, ergänzt Franken­ber­ger, der auch der Präsi­dent der Deutschen Gesell­schaft für Zahn‑, Mund- und Kiefer­heil­kun­de (DGZMK) ist.

Ein Klassi­ker auf dem Rückzug

Der Klassi­ker Amalgam kommt bei den Zahnärz­tin­nen und Zahnärz­ten hierzu­lan­de nur noch vergleichs­wei­se selten zum Einsatz. «In vielen Praxen wird heute gar kein Amalgam mehr verwen­det», sagt Joachim Hüttmann, Zahnarzt in Bad Segeberg (Schles­wig-Holstein).

Hüttmann verwen­det Amalgam noch. Weil es ein sehr guter und sehr haltba­rer Füllungs­stoff sei, erklärt der Exper­te vom Freien Verband Deutscher Zahnärzte.

Im Seiten­zahn­be­reich ist Amalgam nach wie vor die Standard­fül­lung, bei der die Gesamt­kos­ten von der Kranken­kas­se getra­gen werden. Für «ausge­dehn­te und schwer zugäng­li­che Karies­de­fek­te» in diesem Bereich, wo großer Kaudruck herrsche, gilt es laut der Kassen­zahn­ärzt­li­chen Bundes­ver­ei­ni­gung (KZBV) weiter­hin als Mittel der Wahl.

Fortschrit­te in der Kunststofftechnologie

In der Anwen­dung ist Amalgam aber stark rückläu­fig. Das liegt an Fortschrit­ten in der Kunst­stoff­tech­no­lo­gie, die längst auch Eingang in die Zahnarzt-Ausbil­dung gefun­den hat, aber auch daran, dass viele Patien­tin­nen und Patien­ten kein Amalgam mehr im Mund haben wollen.

Ein Grund ist das darin enthal­te­ne umwelt­un­ver­träg­li­che Queck­sil­ber — wenngleich es keine wissen­schaft­li­che Erkennt­nis­se gibt, wonach Amalgam­fül­lun­gen gesund­heit­li­che Risiken bergen.

Dennoch erhal­ten nach Angaben des Krebs­in­for­ma­ti­ons­diens­tes unter anderem Schwan­ge­re und Stillen­de, Kinder unter 15 Jahren und Perso­nen mit neuro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen wie Multi­pler Sklero­se und Alzhei­mer keine Amalgam­fül­lun­gen mehr — «als reine Vorsichtsmaßnahme».

Gesetz­lich Versi­cher­te, die keine Zahnfül­lun­gen aus Amalgam erhal­ten dürfen, haben Anspruch auf eine alter­na­ti­ve plasti­sche Füllung, bei der sie keine priva­te Zuzah­lung leisten müssen.

Auch aus ästhe­ti­schen Gründen lehnen viele Menschen Amalgam ab. Es ist gräulich-schwarz-silbern und schim­mert oft gut sicht­bar im Mund. Kunst­stof­fe haben hier den Vorteil, dass sie an die indivi­du­el­le Zahnfar­be angepasst werden können.

Eine Alter­na­ti­ve zu Kompo­sit­fül­lun­gen und anderen plasti­schen Füllun­gen, zu denen Amalgam zählt, sind indirek­te Restau­ra­tio­nen wie Inlays oder Teilkro­nen. Dafür fallen zusätz­li­che Kosten an. So müssen Kassen­pa­ti­en­ten die Kosten­dif­fe­renz zur plasti­schen Füllung in der Regel selbst tragen.